Dompropst Feldhoff: Dom soll keine Kulisse für Pegida-Bewegung sein

"Das ist eine Signalwirkung"

Wenn am Montagabend die  Pegida-Veranstaltung auf dem Roncalliplatz stattfindet, wird die Außenbeleuchtung des Kölner Doms ausgeschaltet. Die negativen Reaktionen auf dieses Signal überraschten Dompropst Norbert Feldhoff.

Kölner Dom im Dunkeln (dpa)
Kölner Dom im Dunkeln / ( dpa )

domradio.de: Wer am Kölner Dom hat sich dafür ausgesprochen, das Licht auszuschalten?

Dompropst Norbert Feldhoff: Ich habe die Entscheidung alleine getroffen, habe aber auch volle Unterstützung vom Kardinal und von den Mitbrüdern im Domkapitel nachträglich bekommen. Der Grund ist ganz einfach: Wir leiden ständig am Dom unter vielen Demonstrationen, die die Kulisse des Domes nutzen, um in die Medien zu kommen. Der Dom im Hintergrund wirkt immer gut. Bei dieser nächtlichen oder spätabendlichen Demonstration haben wir nun eine einmalige Möglichkeit, die Kulisse dunkel zu machen. Deshalb haben wir uns entschlossen, dass Licht auszuschalten. Das hat es in Dresden schon bei der Semperoper gegeben. Nur was am Kölner Dom geschieht, hat national und international eine andere Aufmerksamkeit, mehr noch als die Semperoper. Ich war nur überrascht, wie negativ die Reaktionen waren.

domradio.de: Es gibt jetzt ein Aktionsbündnis, das sich ganz lose im Internet formiert hat:"Köln sagt: Licht aus für Rassisten!". Es sind dann eben nicht nur große prominente Gebäude wie der Kölner Dom, die das Licht abschalten, sondern auch Privathaushalte sind dazu aufgerufen. Die Unterzeile "Licht aus für Rassisten", ist das auch für Sie der Beweggrund, an dieser Aktion mitzumachen?

Feldhoff: Ich sehe es etwas differenzierter und gerade nach den Emails, die ich bekommen habe, muss man es etwas unterscheiden. Diese Pegida- oder Kögida- Bewegung ist eine außerordentlich gemischte Versammlung. Da sind wohlmeinende, besorgte Bürger, darunter auch gute Katholiken und dann geht das bis zu Populisten, bis zu Rechtsextremen. Die Papiere, die Thesen, die die Pegida veröffentlicht hat, habe ich mir angesehen. Das ist im rechten Bürgertum anzusiedeln, das wirkt im Wesentlichen gar nicht so schlimm. Aber die Mischung der Gruppe, da ist rassistisches drin, auch in den Briefen, in den Mails, die mir geschickt worden sind, da sind durchaus rassistische Äußerungen, die nicht in unsere demokratische Grundordnung passen. Diese komplexe Mischung ist das eigentlich Kritische. Wir wollten keinen Gutmeinenden verletzen, sondern aufwecken. Folgen Sie denen nicht, genauso wie die Bundeskanzlerin es gesagt hat und meine These ist: Ein K.O.-Tropfen in dem besten Getränk, vergiftet das ganze Getränk. So ist das auch bei dieser Bewegung.

domradio.de: Wer sind, wie Sie es formuliert haben, die "Gutmeinenden" unter den Demonstranten?

Feldhoff: Das sind besorgte Menschen, das ist zum Beispiel eine Kindergärtnerin, die empört ist, wie ein türkischer Vater mit einem Kind im Kindergarten und mit ihr umgeht. Das ist eine Sorge von Überfremdung, von Ausländern, da sind Leute, die aktiv in der Kirche mitmachen, die aber nicht sehen, wie diese ihre Sorgen durch diese größere Bewegung, die extrem orientiert ist, missbraucht werden. Ähnlich ist auch im Dritten Reich der Nationalsozialismus unterstützt worden, von Leuten, die froh waren, das was gegen die Arbeitslosigkeit getan wird, von Bürgern, die keine Nationalsozialisten waren, aber Antisemiten waren und die auch dieses Antijüdische durchaus begrüßten. Und so ist hier eine gefährliche Mischung entstanden und die deutsche Geschichte sollte uns wachrütteln, aufzupassen. Das ist das Signal des Licht aus am Dom.

domradio.de: Was macht das mit Ihnen, wenn Sie jetzt durch Reaktionen mitbekommen, auch treue Kirchengänger  und - Anhänger sympathisieren mit dieser Bewegung oder auf der anderen Seite fühlen sich davon angegriffen, wenn Sie eben das Licht ausmachen?

Feldhoff: Ich freue mich natürlich nicht, wenn mitgeteilt wird, dass man aus der Kirche austritt, aber diese Reaktionen, gerade der - ich sag das jetzt mal - guten Katholiken, bestätigt mich darin, dass es richtig war, so zu handeln. Nur durch solche Aktionen kann man die Augen öffnen und da sind eben viele, die brav mitlaufen, die ich einzeln gar nicht erreichen kann. Ich hab da ja gar nicht die Möglichkeit, ich kenne auch keinen. Es hat eine Email gegeben, der kann ich sogar zustimmen. Da hieß es, sie seien froh, dass ich endlich ins Altenheim ginge und was ich schon alles am Dom angerichtet hätte. Damit kann ich gut leben. Aber das Übrige, das ist eine Signalwirkung, mehr nicht. Durch das Licht aus am Dom können wir nicht die notwendige Diskussion mit den besorgten Bürgern ersetzen.

domradio.de: Wie soll es denn da weitergehen nach der Aktion "Köln sagt: Licht aus für Rassisten!". Die Kirche ist keine Partei, der Kölner Dom auch nicht, trotzdem müssen Sie sich ja moralisch in der Pflicht fühlen, da dann irgendwie den Anschluss zu schaffen, oder?

Feldhoff: Beim besten Willen können wir nicht diese gesellschaftliche Diskussion führen, die notwendig ist. Da ist die Kirche mit all ihren Möglichkeiten auch aufgefordert. Ich war gestern Vormittag in einer Akademieveranstaltung der Thomas-Morus-Akadmie, da habe ich auch zu dem Thema etwas gesagt. Aber eine einzelne Person kann da nicht viel machen. Das können die verschiedenen kirchlichen Gruppierungen machen, da sind die Parteien aufgefordert, denn Sorgen und Ängste der Bürger muss man ernst nehmen. Das ist überhaupt keine Frage, nur es ist falsch, nur aus Ängsten und Besorgnis heraus zu handeln. Aber die Gesellschaft, die Politik und auch die Kirche müssen mit den verunsicherten Menschen reden.

domradio.de: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Daniel Hauser. Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Weder domradio.de noch das Erzbistum Köln machen sich Äußerungen der Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen zu eigen.


Dompropst Feldhoff / © Boecker
Dompropst Feldhoff / © Boecker
Quelle:
DR