Digitale Debatten zu Kirche, Kapital und Klima

Politische Botschaften

Eine breite Palette gesellschaftlicher und kirchlicher Themen hat der Ökumenische Kirchentag am Samstag auf seinen Foren behandelt. Die Podien fanden wegen der Pandemie fast alle digital statt. Der Kirchentag endet an diesem Sonntag.

Ein Schal zum 3. Ökumenischen Kirchentag / © Sebastian Gollnow (dpa)
Ein Schal zum 3. Ökumenischen Kirchentag / © Sebastian Gollnow ( dpa )

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte bei einem Forum, die Industrieländer trügen besondere Verantwortung für die Klimawende. Das resultiere aus der Geschichte, weil die Staaten während ihrer wirtschaftlichen Expansion besonders stark zu Kohlendioxidemissionen beigetragen hätten. Luisa Neubauer von der Bewegung Fridays For Future warf bei der Debatte der Regierung vor, das Vertrauen der jungen Generation gebrochen und klimazerstörende Industrien gefördert zu haben.

Baerbock: "Es braucht Kirchen"

Für die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock verlangt Klimaschutz die Mitwirkung aller. "Es braucht Gewerkschaften, es braucht Kirchen, es braucht Unternehmen." Es gehe nicht nur um Umweltpolitik, sondern auch um Sozial-, Industrie- und Sicherheitspolitik, weil die Auswirkungen der Klimakrise alle träfen.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet begrüßte eine schnelle Reaktion der Bundesregierung auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz. Es komme darauf an, Klimapolitik sozial gerecht zu gestalten. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz wollte sich am Nachmittag zu der Frage äußern, wer die Rechnung der Corona-Pandemie zu bezahlen hat.

Für Außenminister Heiko Maas (SPD) kann der Weg aus der Corona-Pandemie nur ein internationaler sein: "Jeder ist nur sicher, wenn wir alle sicher sind." Er kritisierte, dass Russland und China anderen Staaten Impfstoffe nicht aus karitativen, sondern aus politischen Interessen anböten.

Verständigung bei Homosexuellensegnung?

In der Debatte um Suizidbeihilfe warb der Chef der Diakonie, Ulrich Lilie, für eine "gesetzlich verankerte, flächendeckende Suizidprävention". Das gehe aber nur, wenn man die bestmögliche Palliativversorgung für sterbenskranke Menschen habe. "Und da ist noch richtig Luft nach oben in Deutschland", sagte Lilie auf einem im ZDF live übertragenen Podium.

Behandelt wurden auch innerkirchliche Fragen. So äußerte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die Hoffnung, dass sich seine Kirche auf eine Segnungsform für gleichgeschlechtliche Paare verständigen könne. Zugleich wiederholte er Kritik an entsprechenden Gottesdiensten, "gerade weil sie auch als provokativ wahrgenommen" worden seien.

Einen Perspektivwechsel in der Ökumene regte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung an. Die Protestanten, die immer Vielfalt hochhielten, sollten danach fragen, was ihnen Einheit gebe. Bätzing und Jung gehören zu den Gastgebern des ÖKT.

Nachhalige Investments immer gefragter

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verteidigte bei einem Forum den Einsatz militärischer Gewalt als letztes Mittel zur Durchsetzung von Menschenrechten und Freiheit. In seltenen Fällen könne Frieden aber nur durch militärische Gewalt erreicht oder gesichert werden.

Der Sprecher der Deutschen Bank, Jörg Eigendorf, sieht bei den Kunden des Unternehmens eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Investments. Immer mehr Menschen sei "nicht egal, was ihr Geld auslöst". Es gebe einen Trend weg von reinen Renditeerwartungen zu verantwortungsvollen Anlagen.

Von Michael Jacquemain 


Quelle:
KNA
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