Kirchentag will Zeichen für Flüchtlinge setzen

"Herzen und Häfen öffnen"

Kirchentagspräsident Leyendecker erhofft sich vom Evangelischen Kirchentag in Dortmund ein Signal für einen humanen Umgang mit Flüchtlingen. Von Dortmund aus sollen Herzen und Häfen geöffnet werden, sagte er zum Auftakt.

Bootsflüchtlinge verlassen Rettungsschiff / © Igor Petyx (KNA)
Bootsflüchtlinge verlassen Rettungsschiff / © Igor Petyx ( KNA )

"Es ist ein Verbrechen, wenn sich Europa vor Booten mit toten Flüchtlingen schützt", sagte Präsident Hans Leyendecker am Mittwoch bei der Auftaktpressekonferenz zum Evangelischen Kirchentag. Er hoffe, dass von Dortmund ein Zeichen ausgehe, dass sich "die Herzen und die Häfen öffnen". Am Abend wurde das Christentreffen unter dem Leitwort "Was für ein Vertrauen" mit drei zentralen Gottesdiensten in der Innenstadt eröffnet.

Gegen "alte Wahnideen"

Leyendecker erwartet neben dem Glaubensfest einen politischen Kirchentag. Globalisierung und Digitalisierung lösten diffuse Ängste aus. Vor diesem Hintergrund lebten "alte Wahnideen und Verrücktheiten" wie der Nationalismus wieder auf. Die kulturelle, ethnische und sexuelle Pluralität oder die Demokratie würden infrage gestellt. Zudem drängten "Systemveränderer von ganz rechts" auf eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur oder bezeichneten die NS-Zeit als Vogelschiss. "Da müssen wir etwas gegen tun", so Leyendecker.

Besonderes Gewicht bekomme auch "die Menschheitsfrage Klimawandel", sagte der Präsident. Die jungen Leute von "Fridays for Future" hätten deutlich gemacht, dass die Zeit drängt.

Motto treffe Nerv der Zeit

Die gastgebende Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, sagte, das Kirchentagsmotto "Was für ein Vertrauen" treffe den Nerv der Zeit. Demokratie und ein solidarisches Europa seien brüchig geworden. Das Christentreffen gehe der Frage nach, wie Vertrauen zurückgewonnen und Zukunft gestaltet werden könne.

Kirchentags-Generalsekretärin Julia Helmke betonte, dass sich viele Menschen zu christlichen Werten bekennen, sich mit den Kirchen als Institution aber schwer tun. Der Kirchentag wolle zeigen, wie wichtig Religion in Gemeinschaft sei. Zugleich werde der Kirchentag dort Grenzen ziehen, wo Vertrauen erschüttert sei - etwa bei den Themen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Missbrauch.

118.000 Teilnehmer erwartet

Zu dem Kirchentag mit rund 2.400 Einzelveranstaltungen erwarten die Veranstalter 118.000 Teilnehmer, darunter etwa 80.000 Dauerteilnehmer während des fünftägigen Treffens sowie etwa 38.000 Tagesbesucher.

Leyendecker verwies auf den "späten Termin" des Kirchentags und Ferien in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin und Brandenburg, weshalb weniger Teilnehmer kämen als etwa zum Stuttgarter Kirchentag vor vier Jahren.


Der Journalist und Kirchentagspräsident Hans Leyendecker / © Oliver Berg (dpa)
Der Journalist und Kirchentagspräsident Hans Leyendecker / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
KNA
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