Wittenberg: Tausende Menschen beten mit den Brüdern aus Taizé

Eine Nacht voller Lichter

Am Samstag wurde in Wittenberg das Festwochenende mit einem Taizé-Gebet eröffnet. Der ökumenische Geist der Bruderschaft aus Frankreich hat sich auf dem Kirchentag als Erfolgskonzept etabliert.

Autor/in:
Jann-Jakob Loos, Beatrice Steineke, Melanie Trimborn
Eröffnung in Wittenberg - mit dem Kreuz aus Taizé / © Melanie Trimborn (DR)
Eröffnung in Wittenberg - mit dem Kreuz aus Taizé / © Melanie Trimborn ( DR )

Es sind meditative Gesänge und ruhige Momente mit Gebeten, die auf der Festwiese bei Wittenberg zu hören sind. Die Kirchentagsbesucher haben drei Tage an die 2.000 Veranstaltungen, Begegnungen und Trubel hinter sich. Die Eröffnung in Wittenberg wirkt nach den lebhaften Tagen in der Hauptstadt wie ein Abend zum Inne halten und Kraft schöpfen. Besucher haben sich Matten mitgebracht, liegen oder sitzen auf dem Boden oder auf Klappstühlen und singen die einfachen vierzeiligen Lieder. Die Zeilen singen sie bis zu 15 Mal.  

An der Bühne knien sechs Brüder der Gemeinschaft aus Taizé. Sie sind für den Evangelischen Kirchentag nach Wittenberg gekommen, um mit den vielen Menschen zusammen die Eröffnung des Festwochenendes zu feiern. Der ökumenische Männerorden ist bekannt vor allem durch die in Taizé und verschiedenen anderen Orten ausgerichteten ökumenischen Jugendtreffen. Dabei treffen sowohl unterschiedliche Nationalitäten als auch unterschiedliche Konfessionen aufeinander.

"Gemeinsam Christus feiern"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Heinrich Bedford-Strohm begrüßt die Brüder auf der großen Freiluft-Bühne. Für den Kirchentag ist es ein besonderes Zeichen, die Festtage in der Luthertstadt mit dem Gebet der ökumenischen Brüderschaft zu eröffnen. "Ich bin sehr froh, dass dieser Kirchentag und das Lutherjahr in diese Richtung geht, dass wir gemeinsam Christus feiern", sagt der Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taizé und Nachfolger des Gründers Roger Schutz, Frère Alois, domradio.de.

Nach Wittenberg sind am Samstagabend laut Veranstalter weit über 10.000 Besucher gekommen. Das 40 Hektar große und weitläufige Festgelände - das umgerechnet 56 Fußballstadien sind - liegt außerhalb. Drum herum haben Polizisten weiträumig Straßen gesperrt. Aber auch das hält die Kirchentagsbesucher nicht ab. Sie pilgern fünf Kilometer bis zur Festwiese. Die meisten übernachten die Nacht dort in Schlafsäcken. Um 4.30 Uhr werden sie von der Sonnenaufgangsandacht mit leisen Tönen und dem Sonnenaufgang geweckt.

Musik für die eigene Stimme

Zusammen zu beten, zu meditieren und zu singen "ist vielleicht eine Möglichkeit, sich in Ruhe zu verinnerlichen, dass Gott uns sieht und dass wir angesehen und geschätzt sind", sagt Frère Timothée gegenüber domradio.de. Die Gesänge mit den Liedern aus dem Taizé-Liedheft nehmen immer einen großen Teil der gemeinsamen Gebete ein. "Für uns ist die Musik eine Hilfe auf unsere eigenen Stimme zu hören", erklärt Fère Alois.

Gegen Ende verteilen die Mönche im weißen Gewand ihr Kerzenlicht an die Menschen in der Menge. Ob katholisch, evangelisch oder welcher Religion sie angehören, alle geben ihr Licht an ihren Nachbarn weiter, bis alle eine Licht in der Hand halten.


Die Kerzen wurden entzündet und weitergereicht. / © Melanie Trimborn (DR)
Die Kerzen wurden entzündet und weitergereicht. / © Melanie Trimborn ( DR )

Besucher auf der Festwiese / © Melanie Trimborn (DR)
Besucher auf der Festwiese / © Melanie Trimborn ( DR )

Lichterfeier wie in Taizé in Wittenberg / © Melanie Trimborn (DR)
Lichterfeier wie in Taizé in Wittenberg / © Melanie Trimborn ( DR )
Quelle:
DR