Auf dem Kirchentag tummeln sich auch viele Bundespolitiker

Warmlaufen für die Wahlen

Kirchentage sind auch immer Politikertage: Beim kommenden Christentreffen ist fast die komplette Bundesregierung dabei. Die Opposition ist ebenfalls vertreten. Höhepunkt dürfte allerdings der Auftritt von Barack Obama sein.

Angela Merkel in Hamburg (dpa)
Angela Merkel in Hamburg / ( dpa )

Er wird allen anderen die Schau stehlen: Wenn der ehemalige US-Präsident Barack Obama beim Kirchentag zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Brandenburger Tor über Demokratie und Verantwortung diskutiert, werden sicher mehrere tausend Kirchentagsbesucher dabei sein. Aber nicht nur bei diesem Ereignis ist geballte Politikprominenz vertreten. Politiker aller Couleur tummeln sich rund vier Monate vor der Bundestagswahl auf dem Christentreffen in Berlin und Wittenberg. Anders als beim Katholikentag vor einem Jahr in Leipzig sind auch Vertreter der AfD eingeladen.

Da beschäftigt sich der neue SPD-Vorsitzende Martin Schulz in einem Diskussionsforum mit dem Thema "Du sollst nicht alles wissen" Schulz ist Katholik, weiß sicher nicht alles. Aber er hielt dagegen, als vor kurzem ein AfD-Mitglied zum Kirchenaustritt aufrief. Das Wirken der Kirchen sei für ihn durch nichts zu ersetzen, mahnte er.

Bundesinnenminister de Maiziere und Familienministerin Schwesig nehmen auch teil

Thematisch passt dazu eine Veranstaltung mit Bundesinnenminister Thomas de Maiziere, der als Protestant zugleich dem Kirchentagspräsidium angehört. Der CDU-Politiker spricht über Toleranz und friedliches Zusammenleben. Vielleicht geht es bei der Diskussion auch noch mal um den Begriff "Leitkultur", den er jüngst wieder in der Debatte um ein gelingendes Miteinander einbrachte.

Kommen wird auch Familienministerin Manuela Schwesig (SPD). Die in Ostdeutschland aufgewachsene Politikerin ließ sich vor rund sieben Jahren in einer evangelischen Kirche taufen. Zusammen mit der Parteivorsitzenden der Linken, Katja Kipping, und der CDU-Abgeordneten Annette Widmann-Mauz diskutiert sie über "ihr" Thema, über politische Konzepte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Bundesaußenminister Gabriel spricht über "deutsche Außenpolitik in Zeiten des Umbruchs"

Auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel spricht über sein noch recht neues Amt und diskutiert über die "deutsche Außenpolitik in Zeiten des Umbruchs". Ihm gegenüber sitzen keine Politiker, sondern Kirchenvertreter wie der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms. Zu einem Forum über die Zukunft der EU ist Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble eingeladen. Zusammen mit Gewerkschaftlern und Ökonomen will der CDU-Politiker der Frage nachgehen, was Europa zusammenhält.

Wie Schäuble versucht sich auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles an der Auslegung einer Bibelstelle. Sie beschäftigt sich mit der Begegnung Jesu mit dem reichen Zöllner. Schon oft hat die Katholikin, die in einem Interview bekannte, für sie könne Christsein sowohl privat wie auch politisch nie folgenlos sein, bewiesen, dass sie sich mit der Heiligen Schrift gut auskennt. Ihr Ministerkollege Hermann Gröhe befasst sich mit der Pflege. Mit dem Arzt und Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen erörtert der CDU-Politiker, der Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, was kirchliche Einrichtungen anderen voraus haben können.

AfD-Politiker bei Podiumsdiskussion

Auch die ungeliebte AfD wird auf einem Podium präsent sein, bei dem es um die Frage "Christen in der AfD?" gehen soll. Mit der Vorsitzenden der gleichnamigen Bundesvereinigung, Anette Schultner, diskutiert der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge, der sich mehrfach kritisch zu der Partei geäußert hat.

Fast so etwas wie ein Heimspiel dürfte der Kirchentag für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier werden, der eigentlich Präsident des nächsten Kirchentags 2019 in Dortmund sein sollte. Mit seiner Wahl zum Staatsoberhaupt ist das nun passe. Steinmeier wird unter anderem beim Festgottesdienst am Sonntag in Wittenberg sprechen. Zudem wird es bei der Diskussion, zu der er kommt, sicher auch um "fake news" gehen. Mit der Philosophin Susan Nieman diskutiert er die Frage, ob die Vernunft noch zu retten ist.

Aber auch Nicht-Kirchentagsbesucher haben die Möglichkeit, Bundespolitiker einmal hautnah zu erleben. Auf dem "Roten Sofa", das auf dem Alexanderplatz in Berlin-Mitte aufgestellt wird, nehmen unter anderem die Minister de Maiziere und Schwesig sowie die grüne Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt Platz - die 2011 beim Christentreffen in Dresden Kirchentagspräsidentin war. Auch das Urgestein der Linken, der Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi, wird dort sitzen.

Von Birgit Wilke


Quelle:
KNA