EKD-Ratsvorsitzender zu Mindestlohn und Obama-Auftritt

Mensch statt Gewinne

Der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, spricht sich für eine Erhöhung des Mindestlohns aus. Darüber hinaus äußert er Verständnis für die Kritik am Auftritt von Ex-US-Präsident Obama und Bundeskanzlerin Merkel beim Kirchentag.

Heinrich Bedford-Strohm / © Norbert Neetz (epd)
Heinrich Bedford-Strohm / © Norbert Neetz ( epd )

Die Anhebung des Mindestlohns fordert der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. "Der Mindestlohn müsste höher sein", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).

Zu wenig Lohn für zu viele Menschen

Er beklagte, dass Millionen Arbeitnehmer in diesem Land nichts ansparen könnten. "Im reichen Deutschland wird von ganz vielen Menschen für unter zehn Euro die Stunde gearbeitet", sagte er weiter. Jeder dritte Job im Osten und jeder fünfte Job im Westen sei davon betroffen. "Das ist mit dem Anspruch einer sozialen Marktwirtschaft nicht vereinbar", so der bayerische Landesbischof.

Deutschland habe im europäischen Vergleich zu viele Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten. "Unserem Land geht es nicht so gut, wie oft pauschal behauptet wird", sagte Bedford-Strohm weiter. "Es ist nicht mehr zu rechtfertigen, dass so viele Menschen nicht vom wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands profitieren." Zu viele verdienten brutto weniger als 2.000 Euro, kritisierte er. "In den Großstädten können solche Menschen weder die horrenden Mieten bezahlen, noch ihren Kindern eine Perspektive bieten."

Kirche mischt politisch mit

Derzeit gilt in Deutschland ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,84 Euro je Stunde. Die Mindestlohn-Kommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern legt die Höhe alle zwei Jahre neu fest. Der EKD-Ratsvorsitzende sagte, er hüte sich davor, beim Mindestlohn "einen bestimmten Betrag quasi mit bischöflichem Segen zu versehen".

Er betonte: "Die Wirtschaft muss den Menschen dienen. Die Maximierung der Gewinne kann nicht das Hauptziel sein." Die Kirche mische sich parteipolitisch nicht ein, "aber in dieser einen Frage sind wir hochpolitisch: Das Thema soziale Gerechtigkeit muss im Bundestagswahlkampf eine zentrale Rolle spielen". Er hoffe, dass die Kirche künftig stärker als Stimme der Schwachen wahrgenommen werde, als es derzeit der Fall sei.

Kein Wahlkampf bei Merkel-Obama-Auftritt

Den Kirchentags-Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Ex-US-Präsident Barack Obama will der bayrische Landesbischof aus dem Bundestagswahlkampf heraushalten. "Ich erwarte einen Diskurs und keine Wahlkampfthesen". Er wolle, dass bei diesem Auftritt kritische Fragen gestellt werden - an Merkel und Obama.

Nach Bekanntwerden des geplanten Auftritts von Merkel und Obama vor dem Brandenburger Tor am 25. Mai hatte es aus kirchlichen Kreisen Kritik gegeben. "Ich habe Verständnis dafür, wenn manche es kritisch sehen, dass es diesen Auftritt in Wahlkampfzeiten gibt", sagte Bedford-Strohm nun. "Ich selber werde alles dafür tun, dass da kein falscher Eindruck entsteht." Er äußerte die Erwartung, dass Obama darüber sprechen werde, ob er als US-Präsident seine hohen Ideale aufrechterhalten konnte. Das Interesse an der Veranstaltung sei "erheblich", erklärte der bayerische Landesbischof.


Quelle:
KNA , epd