Ökumene-Bischof Feige auf dem Kirchentag

"Wir stehen schon gut beieinander"

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige ist als Ökumenebischof natürlich auch auf dem Kirchentag. Zum Stand der Ökumene gibt er domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen Auskunft.

Bischof Gerhard Feige (DR)
Bischof Gerhard Feige / ( DR )

domradio.de: Bischof Feige, was haben Sie in das Zentrum Ihrer Bibelarbeit gestellt?

Bischof Feige: Im Zentrum stand das Thema Gerechtigkeit. Zum Schluss kam das Thema der Barmherzigkeit und der Liebe noch mit ins Spiel. Es ist für unsere Gesellschaft ganz wichtig, dass wir uns um soziale Gerechtigkeit bemühen, die muss immer wieder austaxiert werden, das ist ja kein statischer Begriff. Aber wir brauchen über soziale Gerechtigkeit hinaus unbedingt auch menschliche Zuwendung, Liebe und Barmherzigkeit. Im Blick auf den Heiligen Martin wäre es auch heute notwendig und gut, den Mantel zu teilen. Wir bräuchten heute Mantelfabriken, aber wir brauchen nach wie vor dieses Persönliche, das jemand mit dem anderen teilt.

domradio.de: Das ist ja auch ein großes Thema des neuen Papstes.

Bischof Feige: Für mich ist das ein sehr wichtiges Thema, auch vor dem Hintergrund des Buches von Walter Kardinal Kasper, das Papst Franziskus empfohlen hat. Ich habe es auch eifrig gelesen, es ist eine gründliche und intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Barmherzigkeit. Ich halte es für ganz wesentlich, dass wir auch in unserer Kirche noch mehr Wege finden müssen, um diese Barmherzigkeit Gottes in unserem Handeln sichtbar werden zu lassen.

domradio.de: Was kann das auch konkret für die Ökumene bedeuten?

Bischof Feige: Ich mache die Erfahrung, dass schon viel möglich ist, dass wir uns aufeinander zubewegt haben, und dass wir auch schon gemeinsam miteinander handeln. Natürlich sind die Diakonie und die Caritas unterschiedliche Einrichtungen, aber gibt schon viele gemeinsame Erkenntnise von Nöten in unserer Gesellschaft. Wir stehen schon gut beieinander.

domradio.de: Was sind die nächsten Etappen, die wir in Angriff nehmen müssen?

Bischof Feige: Wir haben natürlich das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 vor Augen, da sind wir auf verschiedenen Ebenen im Gespräch und im Nachdenken, wie das doch gemeinsamer aussehen könnte, auf 2017 zuzugehen und es schließlich auch miteinander zu begehen. Es ist und bleibt ein evangelischer Anlass, aber einer, der auch uns betrifft und berührt. Ein Anlass, der Anstoß dazu geben sollte, über unsere Vergangenheit und unsere Gegenwart nachzudenken und uns noch mehr aufeinander zuzubewegen. Umkehr und Versöhnung sind auf jeden Fall auch wichtige Themen für 2017.