Der Kirchentag in Hamburg hat begonnen

"Grüß Gott statt Moin, Moin"

Mit Ruderbooten und Schiffen oder traditionell mit Bus und Bahn sind sie angereist: Mehr als 100.000 Menschen wollen in Hamburg fünf Tage lang ein Glaubensfest der Superlative feiern.

Die Pilger kommen (epd)
Die Pilger kommen / ( epd )

Blaue Fahnen mit dem biblischen Motto "Soviel du brauchst" wehen im Wind, überall blaue und rote Tücher um Köpfe, Hälse und Taschen: Seit Mittwoch ist Kirchentag in Hamburg. Fröhlich ziehen die Menschen vom Hauptbahnhof in die Innenstadt, lassen sich auf Bänken im Park "Planten un Blomen" nieder oder genießen die wärmenden Sonnenstrahlen rund um die Alster. Auf dem Rathausmarkt informieren sich Bayern in kurzen Lederhosen und Pfadfinder mit bunten Halstüchern über die zahlreichen Veranstaltungen auf dem größten deutschen Christentreffen, andere singen spontan Lieder aus dem Kirchentags-Liederbuch oder lauschen einer Chorprobe.

Am Jungfernstieg blättert eine Gruppe aus Karlsruhe im 620-Seiten starkem Programmheft und plant den morgigen Tag. "Ich möchte hier eine schöne Zeit mit meinen Freunden erleben und einen geistigen Input mit nach Hause nehmen", sagt Theologie-Studentin Judith, 23. Mitten in der Nacht um 3.30 Uhr sind sie mit der Bahn losgefahren und haben vor der Eröffnung um 17.00 Uhr noch genügend Zeit, "die schönste Stadt Deutschlands" kennenzulernen. "Die Begegnung mit den Menschen ist mir unheimlich wichtig", sagt der 32-jährige Benjamin. Er findet es toll, auf dem Kirchentag Politiker "mal anders zu erleben".

Angelika Ebel, 53, die mit ihrer Tochter Nicole aus Heilbronn angereist ist, freut sich vor allem auf die Bibelarbeit mit Margot Käßmann, "weil sie eine sehr interessante Frau ist, die mit beiden Beinen im Leben steht und man ihr abnimmt, was sie sagt." Tochter Nicole, die sich für das Glaubensfest extra frei genommen hat, hofft auf "Impulse für ihr Leben". Neben den christlichen Glaubensthemen wollen beide auch "andere Religionen kennenlernen", eine Moschee und eine Synagoge besichtigen.

Die Arche Noah ist auch schon da

Kirchentag an der Waterkant: Im Hamburger Hafen sollten am Nachmittag zahlreiche Traditionsschiffe einlaufen, ein überdimensionaler Nachbau der Arche Noah hat bereits am Fischmarkt festgemacht. Einen ungewöhnlichen Weg wählten Pilger aus Dresden, die die 633 Kilometer lange Strecke über die Elbe mit dem Ruderboot zurücklegten. Auf der letzten Etappe wurden sie von einem Prominentenboot mit Wetter-Moderator Gunther Tiersch, TV-Moderator Johannes B. Kerner und Luther-Botschafterin Margot Käßmann begleitet.

"Ihr seid das Herz des Kirchentages", sagte Kirchentagspräsident Gerhard Robbers zur Begrüßung der 5500 freiwilligen Helfer im Congress Centrum Hamburg (CCH). Ohne die meist jungen Leute laufe nichts auf dem Kirchentag, der alle zwei Jahre in einer anderen Stadt stattfindet. Viele kennen sich bereits aus Bremen oder Dresden. "Es ist immer wieder schön, Gleichgesinnte zu treffen", sagt Anke Lindenberg, 39, aus Hannover, die schon bei etlichen Kirchentagen dabei war. "Es ist wirklich eine ganz besondere Atmosphäre." Andreas Baenisch, 64, ist mit einer Gruppe junger Pfadfinder aus Springe bei Hannover angereist. "Hier kann man Kirche einmal ganz anders erleben", meint er. Der 16-jährige Mike will "einfach nur Spaß haben und neue Leute kennenlernen."

Ob Helfer oder Teilnehmer: Sie alle fieberten der Eröffnung entgegen. Und hatten die Qual der Wahl, denn vier Gottesdienste standen gleichzeitig auf dem Programm: Am Strandkai in der Hafencity, am Rathausmarkt, auf der Reeperbahn und auf dem Fischmarkt – jeder mit einer besonderen Note. Für eine "Sand-Meditation" hatten Hunderte Helfer zuvor 100.000 Tüten mit einigen Löffeln Sand abgefüllt. Nach der besinnlichen Eröffnung sollte es beim "Abend der Begegnung" fröhlich weitergehen - bevor zum Abendsegen mit Lichtermeer auf der Alster 100.000 Menschen "Der Mond ist aufgegangen" singen.


Quelle:
dpa