Zuspruch und Herausforderung für die heutige Zeit

"Soviel du brauchst"

Wieviel brauche ich? Was soll ich alles mitnehmen? - Fragen, die sich sicherlich so einige Kirchentagsbesucher in diesen Tagen stellen werden. Vor Ort - in Hamburg - laufen derweil die Vorbereitungen auf den 34. Evangelischen Kirchentag auf Hochtouren.

Von Dresden nach Hamburg - Pilgern per Ruderboot (epd)
Von Dresden nach Hamburg - Pilgern per Ruderboot / ( epd )

Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Hamburg hat sich das biblische Motto "Soviel du brauchst" als Losung gewählt. Das Zitat bezieht sich auf den hebräischen Teil der Bibel, das 2. Buch Mose, Kapitel 16, Vers 18. In voller Länge heißt es dort: "Jeder hatte gesammelt, soviel er zum Essen brauchte." Der Text handelt vom Auszug des israelischen Volkes aus der Versklavung in Ägypten. Gott lässt für das hungrige Volk Israel auf seinem Zug durch die Wüste Brot ("Manna") vom Himmel regnen. Das Manna aber war leicht verderblich, es hielt nur einen Tag. Danach wurde es schlecht. Jeder soll daher soviel nehmen, wie er zum Essen braucht. Jeden Tag neu, jeden Tag frisch.

Gott begleitet und beschützt

In einer Predigt heißt es: "Das ist ein guter Ratschlag für uns moderne Menschen: Wir betreiben Vorratshaltung. Wir kaufen und konsumieren mehr als wir brauchen, mehr als uns gut tut. Was alt und vergammelt erscheint, werfen wir weg. Wir sind eine Weg-Werf-Gesellschaft. Wir haben Angst vor dem Mangel." Die alttestamentliche Geschichte soll dagegen zeigen, dass Gott die Menschen begleitet und beschützt: "Gott schenkt uns das, was wir zum Leben brauchen, und das umsonst!"

Motto steht für Zuspruch und Ermunterung

Auch die Veranstalter des evangelischen Kirchentags in Hamburg verstehen das biblische Motto als "Zuspruch" und "Ermunterung" sowie zugleich als "Aufforderung", sich "den Herausforderungen der Zeit" zu stellen. Nach Ansicht von Kirchentagspräsident Gerhard Robbers muss sich der Kirchentag unter dieser Losung dem bürgerschaftlichen Engagement für Schwächere und der Frage nach dem richtigen und verantwortungsvollen Wirtschaften zuwenden. Die Losung verweise zudem auf die Integration von Menschen aus anderen Kulturen und Regionen der Welt sowie auf den Dialog mit anderen Religionen und Konfessionen, sagt der Trierer Verfassungsrechtler.

"Das, was du wirklich brauchst..."

"Gott sorgt für dich, es ist so viel da, wie du brauchst" - aber auch: "Gebrauche nur so viel, wie da ist!", legt die Generalsekretärin des Kirchentags, Ellen Ueberschär, das Bibelwort aus: "Das ist das göttliche Prinzip vom täglichen Brot." Kirsten Fehrs, die gastgebende Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, fügt hinzu: "Es geht um das richtige Maß. Die Israeliten sollen sich nehmen, so viel sie brauchen. Doch - es geht ihnen wie den meisten - das, was der Mensch wirklich braucht, weiß er gar nicht so genau. Geschweige denn, was der oder die Andere wirklich braucht. Und so nehmen die einen viel, die anderen wenig." Man kann Fehrs zufolge daraus lernen: "Das, was du wirklich brauchst, gibt Gott überreichlich und täglich neu."


Quelle:
epd