Wallfahrtsdirektor in Kevelaer hofft auf Erneuerung der Kirche

"Es gibt Atemstillstände in dieser Zeit"

An diesem Samstag beginnt in Kevelaer am Niederrhein die Wallfahrtsaison. Normalerweise pilgern rund 800.000 Menschen pro Jahr dorthin. Wallfahrtsdirektor Pfarrer Gregor Kauling über einen so ganz anderen Wallfahrtsauftakt, die Kirchenkrise und besondere Gebetsanliegen. 

Kirche in Kevelaer  / © Poleijphoto  (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Sind die ersten Pilger schon angekommen?

Pfarrer Gregor Kauling (Wallfahrtsdirektor in Kevelaer): Ja, sind sie - pünktlich heute morgen am ersten Mai. Wir haben am Morgen ein Pontifikalamt gefeiert. Ich bin gerade wieder im Priesterhaus. Dieses Jahr hat der Abt der Prämonstratenser-Abtei in Duisburg-Hamborn, Albert Dölken, die Wallfahrtssaison eröffnet. Die Basilika in Kevelaer war maximal gefüllt, wie es im Moment mit Blick auf die Corona-Vorschriften denkbar gewesen ist.

DOMRADIO.DE: Was geht in diesen Lockdown-Zeiten und was geht nicht?

Kauling: Was geht ist natürlich, dass kleinere Gruppierungen und einzelne Pilger kommen. Das ist möglich. Auch im vergangenen Jahr waren wir ja schon mit vergleichbaren Einschränkungen konfrontiert. Unsere großen Pilgergruppen, die manchmal auch Tage nach Kevelaer laufen, können das in der Form nicht tun.

Es gibt aber große Pilgergruppierungen und Pilgerbruderschaften, die in Etappen kommen - wo immer nur wenige Menschen unterwegs sind, die das auch mit den Corona-Vorschriften so vereinbaren können. Ansonsten ist im Moment natürlich auch in Kevelaer das Handicap, das alles zu ist und das macht es natürlich für das Pilgern auch nicht leicht.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie das bisher erlebt? Kommen die Pilger in Corona-Zeiten mit anderen Themen und Anliegen nach Kevelaer?

Kauling: Ja, das ganz sicher. Bei den einzelnen Pilgern sind viele Betroffene da, die mit Blick auf Familienangehörige und Freunde durch die Corona-Krise leidvoll durchgegangen sind, dass sie selber erkrankt sind oder Menschen kennen, die erkrankt sind oder gar gestorben sind.

Aber auch ganz einfach Leute, die in soziale Not geraten sind, weil sie entweder isoliert sind in diesen Tagen oder eben auch vielleicht eine Unternehmung hatten, die das nicht schafft, durch die Krise zu gehen. Und da ist ein Pilgerort einfach ein Ort, der einen weiten Raum schafft für Sorgen, Nöte und für das Empfangen von Trost.

DOMRADIO.DE: Da passt natürlich auch der Leitgedanke dieser Saison "Atme in uns, Heiliger Geist", oder?

Kauling: Ja, das haben wir letztes Jahr schon unter dem Vorzeichen von Corona gewählt, weil wir empfinden, dass es Atemstillstände gibt in dieser Zeit, wo einem wirklich die Luft wegbleibt. Das gilt für die Corona-Krise, aber Hand aufs Herz: Das gilt auch für die Kirchen-Krise. Da bleibt einem auch manchmal die Luft weg.

Wir brauchen die Inspiration des Heiligen Geistes für eine Erneuerung der Kirche. Und ich glaube, Wallfahrtsorte haben die Aufgabe, dies im geistlichen Geschehen auch zu unterfangen.

Das Gespräch führte Tommy Millhome.


Wallfahrt in Zeiten von Corona: Gottesdienstbesucher in Kevelaer / © Theo Barth (KNA)
Wallfahrt in Zeiten von Corona: Gottesdienstbesucher in Kevelaer / © Theo Barth ( KNA )
Quelle:
DR
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