Frühlingsanfang und Welttag des Glücks fallen zusammen

Bankkonto und gute Verdauung reichen nicht

Endlich Frühlingsanfang und längere Tage. Kein Wunder, dass die UNO den "Welttag des Glücks" auf den 20. März gelegt hat. Was Glück ist, wird aber sehr unterschiedlich interpretiert. Umstritten ist auch, was man selber dazu beitragen kann.

Autor/in:
Christoph Arens
Frühlingsanfang und Welttag des Glücks fallen zusammen / © Roland Weihrauch (dpa)
Frühlingsanfang und Welttag des Glücks fallen zusammen / © Roland Weihrauch ( dpa )

"Glück besteht aus einem hübschen Bankkonto, einer guten Köchin und einer tadellosen Verdauung." Diese Definition stammt, man ahnt es, von einem Franzosen. Und zwar von Jean Jacques Rousseau. Deutsche Denker sind da verdrießlicher: "Gott, was ist Glück? Eine Grießsuppe, eine Schlafstelle und keine körperlichen Schmerzen, das ist schon viel", so Theodor Fontane.

Schon Griechen und Römer haben dicke Wälzer geschrieben und tiefe Gedanken zu dem Thema gewälzt. Denjenigen, denen das Glück auch heute am Herzen liegt, sei der Mittwoch (20. März) empfohlen: Denn dann ist nicht nur Frühlingsanfang, sondern auch der von der UNO 2013 ausgerufene Welttag des Glücks.

Was geht die Politik das Glück an?

Die Gründerväter der USA nahmen das individuelle "Streben nach Glück" als eines der "unveräußerlichen Rechte" in ihre Unabhängigkeitserklärung auf. Der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begründete die Ausrufung des World-Happiness-Day damit, dass zum Glück mehr gehöre als Wirtschaftswachstum und Umsatz. Es gehe um Mitgefühl, Gemeinwohl und nachhaltige Entwicklung.

Dass wirtschaftliches Wachstum nicht alles ist, hat das Königreich Bhutan im Himalaya schon lange erkannt. Seit 2008 ist das "Bruttonationalglück" in der Verfassung verankert. Regelmäßig wird das Volk nach seiner Zufriedenheit befragt: nach Lebensstandard, Gesundheit, psychischem Wohlergehen, Bildung, Zeiteinteilung, guter Regierungsführung und Gemeinschaftsgefühl.

Grundbedingungen für das Glück

Es gibt sogar eine Welt-Rangliste des Glücks: Laut UN-"World Happiness Report" von 2018 stehen die Finnen an der Spitze. In der von der Columbia-Universität in New York erstellten Liste von 156 Staaten folgen die Norwegen, Dänemark und Island. Die Deutschen sind demnach nicht so glücksbegabt: Sie belegen den 15. Platz, einen Rang besser als im Vorjahr.

Die UNO nennt einfache Grundbedingungen für Glück: mindestens 2.500 Kalorien und 100 Liter Wasserverbrauch am Tag, mindestens sechs Quadratmeter Wohnraum, ein Platz zum Kochen sowie sechs Jahre Schule. Im dazu gehörenden "World Book of Happiness" zählen 100 Forscher allerdings weitere Faktoren auf: stabile Beziehungen, Gesundheit, ein angemessener Beruf, Freunde, Kinder und Geld für Grundbedürfnisse. Reichtum allein hilft nur begrenzt: Mit steigendem Wohlstand wächst Glück nicht immer weiter.

Wem diese Definitionen nicht reichen, der kann tiefer bohren, um das Geheimnis des Glücks zu enträtseln. So lässt sich etwa unterscheiden zwischen dem Zufallsglück (englisch: luck) und dem Lebensglück (happiness). Oder zwischen einem kurzfristigen Hochgefühl und einer eher auf lange Sicht angelegten Lebenszufriedenheit.

Learning by doing

Umstritten ist, wie weit man selber zum Glück beitragen kann: Manche Forscher argumentieren, es sei genetisch festgelegt, ob man ein Glas als halb voll oder als halb leer ansieht. "Dein Glück hängt von den guten Gedanken ab, die du hast", meinte demgegenüber der römische Kaiser Marc Aurel. So ähnlich argumentieren auch aktuelle "Glücks"-Ratgeber. Ihre Botschaft: Glück kann man wie ein Handwerk lernen.

Manfred Lütz, Psychiater und katholischer Theologe, hält davon nichts. "Wer auf die Glücksratgeber hereinfällt und die Produktion von Glücksgefühlen anstrebt, indem er seine Füße in Orangensaft badet oder unentwegt an Duftstäbchen riecht, hat vom wirklichen Glück nichts verstanden", so der Autor des Buches "Wie Sie unvermeidlich glücklich werden".

Auch durch Krisen zum Glück kommen

Nach Ansicht von Lütz führt eine maßlose Sehnsucht nach machbarem Glück in die Sackgasse. Wenn Menschen nach unerreichbaren Zielen strebten, verhindere dies die Verwirklichung des Möglichen. "Nur wenn man die Gewissheit hat, auch in den Krisen nicht ins Nichts zu fallen, wenn man einen Sinn im Leben sieht, dann kann man unvermeidlich glücklich werden", betont der Psychiater.

Arthur Schopenhauer, als Menschenhasser bekannt, wandte sich grundsätzlich gegen das Glücksverlangen der Menschen. Der Mensch sei nicht geboren, um glücklich zu sein. Man müsse schon zufrieden sein, wenn er keine Schmerzen und kein Unglück empfinde. "Besonders überwiegt die Gesundheit alle äußeren Güter so sehr, dass wahrlich ein gesunder Bettler glücklicher ist als ein kranker König."


Zeit für eine Pause / © Elisabeth Rahe (KNA)
Zeit für eine Pause / © Elisabeth Rahe ( KNA )

Finnland (dpa)
Finnland / ( dpa )
Quelle:
KNA