Über die Geheimnisse der Marienkräuter

"Die Jodtinktur der Wiesen"

Sie gelten als "Marienkräuter": Schafgabe, Thymian und viele andere Wildkräuter. An Himmelfahrt werden sie in Kirchen geweiht und zu Sträußen gebunden. domradio.de hat darüber mit der Naturheilkundlerin Ingrid Klauke gesprochen.

Eine 450 Jahre alte Hausbibel zwischen frischen Kräutern und Ölen / © Katharina Ebel (KNA)
Eine 450 Jahre alte Hausbibel zwischen frischen Kräutern und Ölen / © Katharina Ebel ( KNA )

domradio.de: Im Marienkräuter-Strauß gibt es viele Pflanzen. Bekannt ist vor allem die Scharfgabe. Warum?

Ingrid Klauke (Naturheilkundlerin und Heilpraktikerin): Man erkennt die Schafgabe besonders gut an seinem hohen Wachstum und den dunkelgrünen, doppelfliederspaltigen Blättern. Außerdem hat diese Pflanze weiß-rötliche Traubendolden. Sie wächst an Wegen und Wiesen und Waldrändern. Sie ist eine so wunderbare Pflanze, auch weil sie bei der Anwendung besondere Heilkräfte entfaltet. Denn vor allem Leberumschläge sind sehr erfolgreich und sorgen für eine gute Durchblutung. Man nennt die Schafgarbe auch das Quecksilberchrom oder die Jodtinktur der Wiesen.

domradio.de: Dann gibt es noch den Thymian: Den kennt man doch vor allem aus den Lebensmittelläden oder Blumenläden, oder?

Klauke: Ja, aber ich würde den nicht unbedingt im Blumenladen kaufen, sondern eher auf den Märkten. Thymian verwendet man übrigens überwiegend in der Küche, bei Bronchitis und bei vielen Bluterkrankungen.

domradio.de: Was ist mit der Königskerze, die bei traditionellen Marien-Kräutersträußen meistens das Zentrum bildet?

Klauke: Die Königskerze sieht aus wie ein Fingerhut, ist anders als der aber nicht giftig. Sie wird sehr groß, zum Teil größer als ein Mensch, und hat breite Blätter und kleine, leuchtende gelbe Blüten. Sie wirkt sehr beruhigend und wird deswegen gern bei Bronchitis, Lungenentzündung, Asthma und Herzrhythmusstörungen angewendet.

domradio.de: Um an die heilende Wirkung zu kommen, verwendet man die Kräuter in Form von Absuden, Tees, man macht Vertreibungen oder Cremes. Wie stellt man das denn alles her?

Klauke: Beim Tee ist das ganz einfach: Den lässt man für einige Minuten ziehen. Für den Absud müssen die Kräuter gekocht werden. Mit dem Absud kann man dann Abreibungen machen oder Umschläge. Cremes stellt man am besten mit Öl oder Butter her. Man lässt das Fett mit den Kräutern kochen und stellt es danach für eine viertel Stunde in die Sonne. Es gibt auch ganz individuelle Anwendungen, wie zum Beispiel beim Kohl, den man bei Schmerzen anwenden sollte: Einfach die Blätter mit einem Bügeleisen erwärmen und den Kohl auf die Gelenke legen; das hilft gut.

domradio.de: Wo bekomme ich denn Kräuter her: Kann ich einfach raus gehen in den Wald und sie pflücken?

Klauke: Das würde ich nicht empfehlen. Denn da sind mitunter auch Hunde dran gewesen oder die Pflanzen sind belastet durch zum Beispiel Absage der Stadt. Es gibt aber Firmen, die eigene Plantagen haben. In der Eifel gibt es zum Beispiel auch Felder. Da kann man dann eher hingehen. Eine gute Möglichkeit bieten auch Wochenmärkte, da gibt es meistens Kräuter von den Feldern.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Quelle:
DR