Pax-Christi-Präsident kritisiert sinkende Dialogbereitschaft

"Frieden ist echte Arbeit"

Der Mainzer Bischof und Präsident von Pax Christi Deutschland, Peter Kohlgraf, registriert in vielen Teilen der Welt eine sinkende Bereitwilligkeit zur Verständigung. Kohlgraf macht sich Sorgen um die zunehmenden weltpolitischen Spannungen.

Ein weiße Taube als Symbol für den Frieden / © Harald Oppitz (KNA)
Ein weiße Taube als Symbol für den Frieden / © Harald Oppitz ( KNA )

"Tatsächlich lässt sich weltweit eine nachlassende Bereitschaft zum Dialog wahrnehmen, die brandgefährlich ist", sagte Kohlgraf am Wochenende bei einem Gottesdienst in Groß-Gerau, wie das Bistum mitteilte.
"Wachsender Waffenhandel, Aufrüstung auch atomarer Art in vielen Teilen der Welt sind immer noch oder sogar noch mehr Realität geworden", sagte Kohlgraf. "Statt Gespräch und Verhandlungen sucht man die Gewaltandrohung, um sich den anderen vom Hals zu halten."

Kohlgraf verwies auf Spannungen zwischen Nordkorea und Südkorea, die Lage an der Grenze zwischen Polen und Belarus und den russischen Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine. Dies alles geschehe in einer Zeit, in der es eigentlich geboten sei, weltweit nach Lösungen für eine gewaltfreie Zukunft zu suchen - gerade vor dem Hintergrund der Pandemie, Hungerelend und einem "bedrohlicher werdenden Weltklima".

Kohlgraf erinnert an Desmond Tutu

Der Pax-Christi-Präsident betonte, dass Frieden Arbeit sei. Mit Blick auf das Engagement des am 26. Dezember gestorbenen südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers und früheren anglikanischen Erzbischofs von Kapstadt, Desmond Tutu, sagte Kohlgraf: "Frieden ist echte Arbeit, aber lieber Schweiß und Tränen vergießen auf diesem Weg als am Ende an den Gräbern so vieler unnötiger Opfer der Gewalt zu stehen."

Kohlgraf betonte: "Das Christentum ist kein Zuckerguss für die Gesellschaft, die auch ohne auskäme." Eine menschenfreundliche Tradition gelebten Glaubens leiste einen unverzichtbaren Beitrag für die Gestaltung einer friedlichen Welt. "Es ist kein Gewinn, wenn die Bedeutung von Religion und Glaube in den politischen Programmen nur noch marginal vorkommt." Auch eine säkularer werdende Gesellschaft könne "an die Stelle des religiösen Potenzials nicht die weltanschauliche Beliebigkeit setzen".

Der christliche Glaube enthalte "auch immer eine Friedensvision, die irdisches Maß übersteigt". Sich unter dem "Anspruch eines Größeren" zu wissen, relativiere menschliche Machtansprüche erheblich. Kohlgraf äußerte sich beim zentralen Gottesdienst zum Weltfriedenstag im Bistum Mainz.


Bischof Peter Kohlgraf / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Peter Kohlgraf / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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