Orthodoxe Kirche stellt sich hinter kasachischen Staatspräsidenten

"Heimtückischer Überfall"

Die orthodoxe Kirche in Kasachstan hat die Unruhen in dem zentralasiatischen Land verurteilt und sich hinter den Kurs von Staatspräsident Kassym-Schomart Tokajew gestellt. "Unser Land war einem heimtückischen Überfall von Extremisten ausgesetzt."

Autor/in:
Oliver Hinz
Kasachstan, Almaty: Bereitschaftspolizisten mit Hund versperren Demonstranten den Weg / © Vladimir Tretyakov (dpa)
Kasachstan, Almaty: Bereitschaftspolizisten mit Hund versperren Demonstranten den Weg / © Vladimir Tretyakov ( dpa )

Das sagte der oberste Geistliche, Metropolit Alexander von Astana (Nur-Sultan), am Montag nach Angaben des Moskauer Patriarchats. Die Angreifer hätten den Menschen auf grausamste Weise ihren bösartigen Willen aufzwingen und die staatliche Souveränität zerstören wollen.

Man müsse sich den "zynischen Gräueltaten" entgegensetzen und die weltweite Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung stärken, so der Metropolit. "Die orthodoxe Kirche Kasachstans unterstützt völlig die weise und rechtzeitige Entscheidung des Staatsoberhauptes, die Friedenstruppen der OVKS (Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit) in der Republik um Hilfe zu bitten."

Und er fügte hinzu: "Schon jetzt sehen wir alle gute Ergebnisse bei der Wiederherstellung der Sicherheit und der verfassungsmäßigen Ordnung in Kasachstan." Das belege, dass der Präsident richtig gehandelt habe. Der 64-jährige Geistliche rief dazu auf, sich hinter Tokajew zu stellen, "um die Krise zu überwinden und die Integrität des Staates sicherzustellen".

Orthodoxe Kirche zweitgrößte Glaubensgemeinschaft

Auslöser für die Unruhen in den vergangenen Tagen war Unmut über gestiegene Treibstoffpreise. Dieser schlug in Proteste gegen die autoritäre Staatsführung des öl- und gasreichen Landes um. Tokajew wies Polizei und Armee am Freitag an, "ohne Vorwarnung" auf Demonstranten zu schießen. Er bezeichnete sie als "Terroristen" und "Banditen".

Die orthodoxe Kirche ist die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft im mehrheitlich muslimisch geprägten Kasachstan. Sie untersteht dem Moskauer Patriarchat. Der aus Russland stammende Metropolit Alexander leitet seit 2010 die Kirche in Kasachstan.

Tokajew, der das Land autoritär regiert, hatte das von Russland dominierte Militärbündnis OVKS um Unterstützung während des sogenannten Anti-Terror-Einsatzes gebeten. Aktuell würden 2.030 OVKS-Soldaten in Kasachstan aushelfen, sagte der Staatschef am Montag. Dem Bündnis gehören neben Kasachstan und Russland auch Armenien, Belarus, Kirgistan und Tadschikistan an.

Katholische Kirche gedenkt Verstorbenen

Landesweit beging Kasachstan am Montag einen Tag der Trauer zum Gedenken an die Opfer der Ausschreitungen. Wie viele Menschen getötet wurden, ist bisher nicht bekannt. "Leider gab es auch Opfer unter der Zivilbevölkerung, die genaue Zahl wird noch geklärt", so Tokajew. Am Sonntag hatten Staatsmedien von 164 Todesopfern berichtet. Nach Angaben des Präsidenten wurden 16 Sicherheitskräfte getötet und mehr als 1.300 verletzt. Landesweit würden mehr als 1.500 Personen wegen Verstößen gegen den Ausnahmezustand strafrechtlich verfolgt, insgesamt habe es rund 8.000 Festnahmen gegeben.

Auch die katholische Kirche in Kasachstan gedachte am Montag den im Lauf der Unruhen Verstorbenen. Sowohl Erzbischof Tomasz Peta von Astana (Nur-Sultan) als auch Bischof Adelio Dell'Oro von Karaganda veröffentlichten Videobotschaften zum Trauertag, den der Präsident angeordnet hatte. "Beten wir weiter für eine rasche Lösung der derzeitigen Situation im Land und für die Herstellung von Frieden und Wohlergehen", hieß es auf der kirchlichen Internetseite.


Quelle:
KNA