Entwicklungsminister Müller warnt vor humanitärer Katastrophe

UN-Hilfskonferenz für Afghanistan beginnt

Vor der UN-Hilfskonferenz für Afghanistan am Montag in Genf hat Entwicklungsminister Gerd Müller eine grundlegende Reform der internationalen Nothilfe gefordert. Er warnte zudem vor einer humanitären Katastrophe im Land.

Entwicklungsminister Gerd Müller / © Wolfgang Kumm (dpa)
Entwicklungsminister Gerd Müller / © Wolfgang Kumm ( dpa )

"Mit einem UN-Nothilfe- und Krisenfonds von 10 Milliarden Euro könnten wir vorausblickend weltweit Tod durch Hunger und fehlende Medikamente verhindern", sagte Entwicklungsminister Müller den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).

Das System der internationalen Hilfe müsse sich verändern – weg von der Krisenintervention hin zur Krisenprävention. "Es kann nicht sein, dass erst gestorben werden muss. Es gilt, vorsorgend zu investieren."

Taliban, Dürre, Pandemie

In Afghanistan baue sich eine humanitäre Katastrophe auf, warnte Müller. "Die Menschen leiden nicht nur unter der gewaltsamen Machtübernahme der Taliban. Dazu kommt eine schwerwiegende Dürre. Und die Corona-Pandemie grassiert mit ungebremster Wucht." Schon jetzt sei fast die Hälfte der Bevölkerung auf Hilfe angewiesen. "In den kommenden 12 Monaten werden voraussichtlich die Hälfte der Kinder unter fünf Jahren akut unterernährt sein." Aber der humanitäre Bedarf für Afghanistan sei nur zu 40 Prozent gedeckt. "Die internationale Gemeinschaft muss jetzt schnell handeln und alles tun, um die Grundversorgung der afghanische Bevölkerung aufrecht zu erhalten", forderte der Entwicklungsminister.

Auch "Save the Children" warnt

Die Weltgemeinschaft dürfe aber auch die anderen Weltkrisen – Jemen, die Sahel-Region und den Krisenbogen um Syrien – nicht aus den Blick verlieren, betonte Müller. Allerdings mangele es bei den Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen an verlässlicher und vorausschauender Finanzierung. "Die Weltgemeinschaft steht an einem Scheideweg: Die Weichen bei den UN zu stellen, dass die Staatengemeinschaft Krisen besser vorbeugen kann oder unkontrollierte Flucht und millionenfaches Leid weiter zu akzeptieren", so Müller.

Auch die Hilfsorganisation "Save the Children" forderte mehr Hilfsgelder. "Seit Jahren kämpfen afghanische Kinder ums Überleben, aber ihre Chancen verschlechtern sich von Tag zu Tag", hieß es.

Familien verkauften ihr Hab und Gut, um ihre Kinder zu ernähren.

"Afghanistan wird von einer Katastrophe nach der anderen heimgesucht und die Kinder bezahlen dafür im schlimmsten Fall mit ihrem Leben", sagt Inger Ashing, CEO von Save the Children International. Die internationale Gemeinschaft müsse in Afghanistans Zukunft investieren, bevor alle Fortschritte, die dort erzielt wurden, wieder zunichtegemacht werden, sagte er.


Quelle:
KNA
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