Lage in Myanmar 

Menschenrechtsverletzungen und Covid-19-Katastrophe

Die Militärjunta in Myanmar hat laut Menschenrechtlern in den ersten sechs Monaten ihres Regimes schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Auch zu Vergewaltigungen und sexueller Gewalt sei es gekommen.

Myanmar, Rangun: Menschen beten in einem Gottesdienst (Archiv) / © Paul Haring (KNA)
Myanmar, Rangun: Menschen beten in einem Gottesdienst (Archiv) / © Paul Haring ( KNA )

"Die Junta von Myanmar hat auf die massive Opposition gegen den Putsch mit Morden, Folter und willkürlichen Verhaftungen von Menschen reagiert", sagte Brad Adams, Myanmar-Experte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), am Sonntag. Nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation "Assistance Association for Political Prisoners - Burma" (AAPPB) wurden seit dem Putsch vom 1. Februar mehr als 940 friedliche Demonstranten - darunter 75 Kinder - von Armee und Polizei erschossen. 5.444 Regimegegner wurden verhaftet und angeklagt. 229 seien bereits zu langen Haftstrafen und 26, darunter zwei Kinder, zum Tod verurteilt worden. Gegen weitere 39 seien in Abwesenheit Todesstrafen verhängt worden.

Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht vor der Gewalt der Sicherheitskräfte. "Caritas Myanmar versucht ihr Bestes, um die Binnenvertriebenen zu erreichen. Aber es ist schwierig und riskant, in die Lager der Vertriebenen in den abgelegenen und Grenzgebieten (zu China, Thailand und Indien) zu gelangen", sagte Caritaschef Bischof Raymond Sumlut Gam, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Nur wenige Krankenhäuser funktionieren

Vergangene Woche warnte die britische UN-Botschafterin Barbara Woodward den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zudem vor einer schweren Corona-Katastrophe in Myanmar. In zwei Wochen werde voraussichtlich die Hälfte der 54 Millionen Einwohner mit Covid-19 infiziert sein. Nach Schätzungen der UN sind nur noch etwa 40 Prozent der Gesundheitseinrichtungen in Myanmar funktionsfähig. Susanna Hla Hla Soe, Sprecherin der "Regierung der nationalen Einheit" (NUG) der Opposition, beschuldigte Ende Juli die Junta, Covid-19 "als Waffe gegen das Volk einzusetzen".

General Min Aung Hlaing hatte sich am 1. Februar an die Macht geputscht. Der Armeechef begründete den Staatsstreich mit angeblichen Manipulationen der Parlamentswahl vom November 2020, die von Staatsrätin Aung San Suu Kyi und ihrer Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) gewonnen worden war. Im Juni annullierte die Junta das Wahlergebnis. Aung San Suu Kyi befindet sich seitdem in der Hand der Junta, die ihr wegen Korruption, Anstachelung zum Aufruhr sowie einer Reihe weiterer angeblicher Vergehen den Prozess macht.


Quelle:
KNA