Donald Trump und die Kirchen

Der konfessionslose Christ

Trumps Verhältnis zu Religion und Glaube bleibt in gewisser Weise eine Black Box. Prägend waren in dieser Hinsicht wohl die Jugendjahre und ein Prediger namens Norman Vincent Peale. Eine Spurensuche in der Vergangenheit.

Autor/in:
Joachim Heinz
Kardinal Timothy M. Dolan mit Donald Trump (Archiv) / © Gregory A. Shemitz (KNA)
Kardinal Timothy M. Dolan mit Donald Trump (Archiv) / © Gregory A. Shemitz ( KNA )

"Sollte sich Donald Trump tatsächlich für etwas außer seiner eigenen Berühmtheit und seinen Reichtum interessieren, fällt es schwer, dafür Belege zu finden." Das harsche Urteil von Trump-Biograf Michael D'Antonio lässt sich auch auf das weite Feld von Religion und Glaube anwenden. Der Ex-Präsident, der am Montag (14. Juni) 75 Jahre alt wird, präsentiert sich hier eher indifferent; versuchte während seiner Amtszeit zugleich, Verbindungen zur wichtigen Wählergruppe der konservativen Christen zu knüpfen.

Früher Einfluss

Einen gewissen Einfluss übte der presbyterianische Pastor und Buchautor Norman Vincent Peale (1898-1993) aus, dessen Gottesdienste in der Marble Collegiate Church in Manhattan die Familie Trump häufiger besuchte. Peale nannte seine Philosophie "die Kraft des positiven Denkens", die er auch 1952 in seinem gleichnamigen Bestseller unter das Volk brachte. Seine schlichten Botschaften waren eher im Diesseits verortet, als dass sie aufs Jenseits verwiesen. Mit Selbstvertrauen und positivem Denken, so lautete Peales Credo, lasse sich jedes Hindernis überwinden. "Ich weiß, dass ich mit Gottes Hilfe sogar Staubsauger verkaufen könnte."

Diese Lektion deckte sich wohl mit den Erfahrungen des jungen Donald Trump. Seine Eltern, Bauunternehmer Fred und Mutter Mary Anne, trimmten ihn ebenso wie seine Geschwister gnadenlos auf Erfolg und Reichtum. Spätestens nach Peales Tod sei die Bindung an dessen Gemeinde rasch geschwunden, bilanziert Andreas G. Weiß, Theologe und Autor des Buchs "Trump. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben".

Eindruck und Außenwirkung

Als Präsident spielten konfessionelle Unterschiede laut Weiß für Trump keine Rolle. Seine Lieblingsheiligen seien Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) und Papst Johannes Paul II. (1920-2005), deren Popularität ihn offensichtlich beeindrucken. Doch dem selbsterklärt konfessionslosen Christen blieb der Glaube an sich selbst die wichtigste Konstante. "Ich werde der größte Präsident sein, den Gott jemals geschaffen hat." Seinen Besuch im Vatikan 2017 feierte er standesgemäß auf Twitter: "Eine Ehre fürs Leben, Seiner Heiligkeit Papst Franziskus zu begegnen. Ich verlasse den Vatikan mehr denn je entschlossen, nach Frieden in unserer Welt zu streben."

Zuhause trieb Trump die Keile tiefer in eine Gesellschaft, in der etwa Afroamerikaner seit Jahrzehnten auf echte Gleichberechtigung warten. Nachdem der Schwarze George Floyd am 25. Mai 2020 bei einem brutalen Polizeieinsatz starb, erschütterten Unruhen die USA. Menschen protestierten gegen Rassismus und Polizeigewalt. Und Trump? Stellte sich am Pfingstmontag darauf vor die St. Johns-Kirche schräg gegenüber seines Amtssitzes und hob eine Bibel in die Höhe, um vor allem christlichen Fundamentalisten zu zeigen, dass er weiter das Heft des Handelns in der Hand zu halten gedenke. Zuvor hatte er Demonstrierende mit Tränengas auseinandertreiben lassen.

Kirchen angesichts Trump uneinig

Die symbolische Geste, zu der ihn Medienberichten zufolge seine Tochter Ivanka überredet haben soll, stieß bei gemäßigten Kirchenvertretern auf heftige Kritik. Nicht immer gab es so viel Einmütigkeit im Urteil über Trump. Im Gegenteil: Trump stürzte Katholiken, Protestanten und Evangelikale ein ums andere Mal in Gewissensnöte. Wie umgehen mit einem Mann, der in vielem das Gegenteil der christlichen Botschaft zu verkörpern schien, aber andererseits etwa den Supreme Court, das oberste US-Gericht, mit konservativen Juristen besetzte oder gegen eine Liberalisierung der Abtreibungsgesetze zu Felde zog?

Trump habe die Kirchen gespalten, meinte die Evangelikale Jerushah Duford im Herbst im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Und diese hätten sich ihm gegenüber viel zu passiv verhalten. "Tatsächlich habe ich ein größeres Problem mit den Kirchen, die es versäumt haben, Trump zu kritisieren, als mit Trump selbst", sagte die Enkelin des einflussreichen Predigers Billy Graham (1918-2018).

Auch nach Ende seiner Amtszeit bedient Trump die Gefühle der konservativen Christen. "Wir setzen uns dafür ein, das ungeborene Leben zu verteidigen und die jüdisch-christlichen Werte unserer Gründerväter zu wahren", heißt es auf seiner Homepage.


Quelle:
KNA
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