Braucht es eine Quote für People of Color in der Kirche?

"Stehen am Anfang eines rassismuskritischen Wegs"

Die Theologin Sarah Vecera hat die evangelische Kirche aufgefordert, über eine Quote für People of Color nachzudenken. Es sei eine Chance für die Kirche, Menschen unterschiedlicher Meinungen zu integrieren. Die Kirche stehe da noch am Anfang.

Autor/in:
Franziska Hein
Symbolbild Rassismus / © TheVisualsYouNeed (shutterstock)
Symbolbild Rassismus / © TheVisualsYouNeed ( shutterstock )

Poeple of Color seien in Kirchenvorständen, Pfarrhäusern und kirchlichen Leitungsämtern nicht repräsentiert, so die Theologin Sarah Vecera im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Eine Quote könne daran etwas ändern. Als People of Color bezeichnen sich Menschen mit Rassismuserfahrung, die nicht als weiß, deutsch und westlich wahrgenommen werden.

People of Color abbilden

40 Prozent aller in Deutschland lebenden Kinder unter fünf Jahren hätten eine Migrationsgeschichte, sagte die Bildungsreferentin mit Schwerpunkt "Rassismus und Kirche", die für die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Sitz in Wuppertal arbeitet.

Auch vor dem Hintergrund sinkender Kirchenmitgliedszahlen sei es entscheidend, dass People of Color mit ihrer Lebenswirklichkeit in der Kirche abgebildet würden. Es sei eine große Chance der Kirchen, Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zu integrieren und trotzdem eine Gemeinschaft zu sein.

Rassistische Stereotype in Kinderbibeln

Vecera erklärte, dass sich weiße, westlich geprägte Gottesbilder manifestiert hätten. Sie selbst habe als Person of Color Schwierigkeiten, sich Gott nicht als "weißen Mann" vorzustellen, sagte sie. "Dieses Bild habe ich internalisiert. Das kommt auch daher, dass Theologie oft von weißen Männern gelehrt und vermittelt wird." 

In vielen Kinderbibeln werde Jesus als weiß und europäisch dargestellt, obwohl er das höchst wahrscheinlich nicht gewesen sei. "In Kinderbibeln begegnen uns nicht nur rassistische Stereotype, sondern auch sexistische und antisemitische", kritisierte die Theologin.

Viele Anfragen aus kirchlichen Institutionen 

Seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt in Minneapolis am 25. Mai vergangenen Jahres erreichten sie viele Anfragen auch aus kirchlichen Institutionen, sagte Vecera. Für weiße Menschen sei es häufig schwer, sich mit dem eigenen Rassismus auseinanderzusetzen. Kirche werde oft zum Raum erklärt, in dem Rassismus keinen Platz habe. Erführen Menschen dann Rassismus in der Kirche, werde das Problem oft geleugnet.

"Wir stehen als Kirche am Anfang eines rassismuskritischen Wegs", sagte Vecera. "Wir müssen noch viel häufiger die Perspektive von Menschen hören, die von Rassismus betroffen sind, und weiße Menschen müssen lernen sich zurückzunehmen." Es falle schwer, eine Haltung einzunehmen, die nicht gleich ein "Aber" entgegensetzen wolle. Soziale Medien könnten dabei helfen, die Perspektive von People of Color sichtbarer zu machen und weiße Menschen in Kontakt mit ihnen zu bringen.


Quelle:
epd
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