Wie die Chancen auf einen Papstbesuch in NRW stehen

Kommt er oder kommt er nicht?

Nach der Einladung von NRW-Ministerpräsident Laschet keimte die Hoffnung auf, dass Papst Franziskus das Angebot annehmen würde und Nordrhein-Westfalen besucht. Ist eine Vorfreude berechtigt oder sollte sie schnell begraben werden?

Papst Franziskus verlässt Flugzeug / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus verlässt Flugzeug / © Paul Haring ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wird der Papst die Einladung nach Nordrhein-Westfalen annehmen?

Stefan von Kempis (Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Eines muss man sich klarmachen: Der Papst wird von Einladungen zu Papstreisen irgendwo hin nur so überschüttet. Jeder Politiker, jeder Kirchenführer, jeder Bischof sagt dem Papst, "könnten Sie nicht auch mal in meinen Sprengel kommen". Und Franziskus ist zu höflich, um dann sofort "nein" zu sagen. Stattdessen brummt er in der Regel ein "mal sehen", "so Gott will", "warten wir mal ab". Das heißt meistens gar nichts. Manchmal gehen Gesprächspartner da raus und sagen, der Papst habe sich aber sehr interessiert an einer Reise gezeigt. Das kann man normalerweise nicht zum Nennwert nehmen.

DOMRADIO.DE: Haben Sie da noch andere Beispiele für Einladungen an den Papst und wie Franziskus damit umgeht?

Kempis: Ein aktuelles Beispiel im Moment ist Marseille, die französische Hafenstadt. Der Erzbischof von Marseille war lange beim Papst und hat ihm vorgeschwärmt, wie sehr diese Stadt eigentlich ein "Fratelli tutti"-Labor für das Multikulti-Zusammenleben am Mittelmeer sei. So wie vielleicht Alexandria früher mal war. Darauf hat der Papst irgendwas Höfliches erwidert. Seitdem steht im Raum: "Papst reist im Herbst nach Marseille". Nicht bestätigt im Vatikan und nicht einmal angedacht.

DOMRADIO.DE: Aber wie und wo entscheidet der Papst dann, wohin er reisen wird? Nach Nordrhein-Westfalen dann wohl eher nicht? 

Kempis: Man darf sich nicht zu viele Hoffnungen machen. Eingeladen wird der Papst wirklich überall hin. Wohin er dann wirklich reist, ist eine reine Bauchentscheidung. Das hat er auf dem Rückflug von der Irak-Reise jetzt im März sehr klar gesagt. Solche Sachen bleiben dann sozusagen in ihm stecken und fangen an, in ihm zu arbeiten. Er fängt an, sich das vorstellen zu können. Das sind dann meistens Reiseziele, wo noch nie ein Papst war oder die wirklich von großer symbolischer, weitreichender Bedeutung sind.

DOMRADIO.DE: Heißt das dann auch, dass wir nicht davon ausgehen können, dass Papst Franziskus überhaupt noch einmal nach Deutschland reisen wird? Er hat ja nicht nur Einladungen nach Nordrhein-Westfalen bekommen? Wird Franziskus also irgendwann noch nach Deutschland reisen?

Kempis: Aus meiner Sicht ist das total unrealistisch. Vor ein paar Jahren gab es mal eine Papstreise, die schon angedacht war. Franziskus wollte nach Leipzig fliegen und von da aus dann nach Danzig auf die Westerplatte, wo der Zweite Weltkrieg praktisch angefangen hat. Das wurde dann irgendwie zerredet und zerrieben. Seitdem ist von einer Papstreise nach Deutschland überhaupt keine Rede, auch nicht nach Paris und auch nicht nach London. Diese großen europäischen Metropolen, meidet der Papst eher.

Franziskus will zu den Menschen am Rand. So leid mir das für Nordrhein-Westfalen tut, ich komme selbst da her. Wir sind keine Gegend am Rand, sondern wir sind eine Metropolregion mitten in Europa, im Herzen Europas. Genau das, was der Papst eigentlich nicht üblicherweise als Reiseziel aussucht.

DOMRADIO.DE: Können Sie sagen, wie es überhaupt mit den Reiseplänen des Papstes in diesem Jahr aussieht? Weiß man schon, wohin Franziskus noch reisen wird?

Kempis: Einigermaßen sicher ist schon, dass Franziskus wahrscheinlich im September nach Ungarn fliegt und in Budapest die Schlussmesse für den Eucharistischen Weltkongress hält. Weitere Reise-Ideen sind im Moment schon in der Pipeline, aber alles noch nicht sehr weit gediehen, vor allen Dingen wegen Corona. Das bedeutet wirklich einen Dämpfer für alle möglichen Pläne.

DOMRAIO.DE: Man muss dazu auch sagen, dass Papst Franziskus nicht mehr der Jüngste ist und Reisen ihn auch sehr anstrengen dürften. Wie ist es denn um die Gesundheit des Papstes bestellt. Wie geht es ihm?

Kempis: Er hat sich nach der Irak-Krise furchtbar beklagt, wie er das jetzt doch gespürt habe und dass es gesundheitlich auch nicht mehr so wie früher sei. Aber mein Eindruck ist, es geht eben doch noch ganz gut. Man hat jetzt bei der Generalaudienz am letzten Mittwoch, die zum ersten Mal seit langer Zeit wieder unter freiem Himmel stattfinden konnte, gesehen, wie er aus sich rausgeht. Und dann geht es ihm gut.

Also wenn er will und muss, dann kann er auch, auch gesundheitlich.

Das Interview führte Verena Tröster.


Armin Laschet und Papst Franziskus am 1. Oktober 2020 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Armin Laschet und Papst Franziskus am 1. Oktober 2020 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR
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