Franziskaner kritisiert dramatische Lage im syrischen Aleppo

"Wir erleben einen Hungerkrieg"

Der Obere des Franziskanerklosters von Aleppo, Ibrahim Alsabagh, hat die humanitäre Lage in der syrischen Metropole als dramatisch bezeichnet. Die Situation werde durch westliche Wirtschaftssanktionen und die Pandemie noch verschärft,

Zerstörtes Aleppo / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Zerstörtes Aleppo / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Das sagte Alsabagh im Interview mit dem französischen katholischen Wochenmagazin Famille Chretienne. "Wir sind gefangen und isoliert vom Rest der Welt." Insgesamt sei die Lage nun wieder so schlimm wie vor 2016, als in Aleppo der Krieg zwischen islamistischen Rebellen und Regierungstruppen tobte.

"Islamistische Milizen rüsten wieder auf"

"Wir erleben gerade einen Hungerkrieg." Der Franziskanerobere warnte zugleich, dass der militärische Konflikt noch nicht zu Ende sei. In der Rebellen-Hochburg Idlib würden die islamistischen Milizen gerade wieder aufgerüstet. Dabei seien 60 Prozent Aleppos, der zweitgrößten Stadt Syriens, bereits zerstört.

Stündlich steigende Preise für Lebensmittel

Die Wirtschaftssanktionen treffen laut dem Franziskaner die ärmsten Teile der Bevölkerung am härtesten. Die Preise für Lebensmittel stiegen stündlich, Elektrizität gebe es nur eine Stunde am Tag, Treibstoff sei streng limitiert.

"Väter wissen nicht, wo sie das Geld hernehmen sollen, um für ihre Kinder Brot zu kaufen. Viele Frauen sind in Depressionen verfallen, Herzerkrankungen haben stark zugenommen", berichtete Alsabagh. Die Krise treffe vor allem Kinder und Jugendliche und raube ihnen die Zukunftsperspektive.

Keine Schuhe für die Kinder

"Die Kinder wachsen in einer Atmosphäre der Verzweiflung und bitterer Armut auf." Viele Eltern könnten die Kosten für Schulbildung nicht mehr tragen, "oft können sie nicht einmal mehr Kleidung oder Schuhe für ihre Kinder kaufen, damit diese in die Schule gehen können".

Freilich treffe die Krise genauso die ältere Bevölkerung, die nicht mehr imstande sei, sich selbst zu versorgen. Das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen ist laut Alsabagh friedlich. Immer mehr Muslime interessierten sich aufgrund der Erfahrungen des Krieges für das Christentum und seine Botschaft des Friedens.


Quelle:
KNA