Philippinen und Papst fordern Demokratie in Myanmar

Wieder Tote

Die Militärjunta in Myanmar gerät zunehmend unter Druck durch Mitgliedsländer des südostasiatischen Staatenbundes ASEAN. Auch die Philippinen fordern die sofortige Freilassung von Aung San Suu Kyi. Der Papst fordert die Rückkehr zur Demokratie.

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Von Michael Lenz
Ein ranghoher Polizist (M), kommandiert Polizisten und Soldaten, die sich Anti-Putsch-Demonstranten nähern / © Uncredited (dpa)
Ein ranghoher Polizist (M), kommandiert Polizisten und Soldaten, die sich Anti-Putsch-Demonstranten nähern / © Uncredited ( dpa )

Als drittes ASEAN-Land forderten am Mittwoch die Philippinen eine sofortige Freilassung von Staatsrätin Aung San Suu Kyi und die "vollständige Rückkehr" Myanmars zur Demokratie. Dasselbe verlangte auch Papst Franziskus in Rom.

Gewalt gegen Bevölkerung

Unterdessen ging die Polizei in Myanmar auch am Mittwoch mit Gewalt gegen die "Bewegung für zivilen Ungehorsam" (CDM) vor. In Mandalay wurden mindestens zwei Demonstranten von der Polizei erschossen, wie örtliche Medien berichten. In Rangun sei die Polizei wieder mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die vielen tausend Teilnehmer der Protestveranstaltungen in der ganzen Stadt vorgegangen und habe Hunderte Demonstranten festgenommen.

Derweil mehren sich Berichte über Polizisten und Kommunalverwaltungen, die sich gegen die Junta stellen. Im Teilstaat Karen soll laut einem Tweet der CDM auch eine Gruppe von Soldaten desertiert und zur Miliz der Partei "Karen National Union" übergelaufen sein.

Armeechef fest im Sattel

Politische Beobachter in Myanmar betonen jedoch, es sei noch sehr unklar, ob sich in den Reihen der Polizei und den unteren Dienstgraden der Armee ein breiter Widerstand gegen den Putsch formiere. "Armeechef Min Aung Hlaing hat in den vergangenen Jahren durch die Beförderung von loyalen Offizieren in Führungspositionen die Armee fest im Griff", sagte der politische Analyst und Myanmar-Experte David Mathieson.

Papst: "Weg des Dialogs"

Papst Franziskus sprach sich erneut für eine Rückkehr zur Demokratie im Krisenland Myanmar aus. Er rufe alle Verantwortungsträger auf, "den Weg des Dialogs" zu suchen, sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch bei seiner wöchentlichen Videoansprache im Vatikan.

Er sei besorgt angesichts der "traurigen Nachrichten", die ihn täglich aus Myanmar erreichten, so der Papst. Blutige Auseinandersetzungen kosteten viele Menschenleben. Die Bestrebungen des Volkes dürften aber nicht "mit Gewalt erstickt" werden. Die internationale Gemeinschaft könne mithelfen, den demokratischen Weg durch Versöhnung und Begegnung fortzusetzen.

Putsch rückgängig machen

Der philippinische Außenminister Teodoro Locsin Jr. rief laut staatlichen Medien dazu auf, den Putsch vom 1. Februar umgehend rückgängig zu machen und einen "Dialog zwischen allen am Schicksal des Landes beteiligten Parteien" zu beginnen. Er erinnerte daran, dass Myanmars Armee einst von Suu Kyis Vater, General Aung San, "zum Schutz des Volkes" gegründet worden sei.

In den vergangenen Tagen hatten bereits die Außenminister von Malaysia und Singapur die Freilassung Suu Kyis und ein Ende der Putschregierung gefordert. Mit ihren eindeutigen Stellungnahmen setzten sich die drei Länder über das gewöhnlich strikt eingehaltene Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten eines ASEAN-Mitgliedslands hinweg.


Quelle:
KNA