Die weltbekannte Ruine der evangelischen Frauenkirche war lange eines der prominentesten Mahnmale gegen Krieg und Zerstörung. Wiederaufbau-Gegner wollten die warnende Wirkung des markanten Trümmerhaufens erhalten, aus dessen Mitte seit den britischen und amerikanischen Luftangriffen vom Februar 1945 nur noch zwei Mauerstümpfe empor ragten. Am Ende setzten sich jedoch die Befürworter durch. Und so begann der Wiederaufbau mit einer feierlichen "Erststeinversetzung" am 27. Mai 1994.
Dass die Frauenkirche überhaupt wieder aufgebaut werden konnte - und zwar mit 45 Prozent historischem Baumaterial, ist wohl maßgeblich einem Mann zu verdanken: Hans Nadler. Der damalige sächsische Landeskonservator barg mit seinem Team unmittelbar nach dem Krieg hunderte Steine des zerstörten Gotteshauses, die sie sorgfältig vermaßen und inventarisierten. Schließlich ordnete Walter Ulbricht an, die Trümmer historischer Gebäude an mehreren Stellen in der Stadt zu entfernen, darunter die Überreste der Sophienkirche. Um die Frauenkirche vor demselben Schicksal zu bewahren, hatte Nadler eine ebenso banale wie geniale Idee. Er bepflanzte die Ruine mit roten Rosen. Tatsächlich: Der leuchtende Blumenkranz schützte den Ort vor der endgültigen Räumung - und wohl auch Nadlers diplomatisches Geschick.
1966 von der DDR-Staatsführung offiziell zum Antikriegsdenkmal erklärt, wurde die Ruine Anfang der 1980er Jahre zum Gedenkort der christlichen Friedensbewegung in der DDR. Im Zuge der Wiedervereinigung bekam die Frage nach einem Wiederaufbau neuen Auftrieb: Zusammen mit diversen Prominenten startete Denkmalpfleger Nadler am 13. Februar 1990 den "Ruf aus Dresden". Er warb weltweit um Hilfe für den Wiederaufbau der Kirche als "europäisches Haus des Friedens". Die Initiative löste enorme Spendenbereitschaft aus. Von den am Ende 180 Millionen Euro Gesamtkosten waren 115 Millionen Euro spendenfinanziert.
1991 wurde die "Stiftung für den Wiederaufbau Frauenkirche" gegründet, die das gesamte Projekt leitete. Wie jetzt beim Wiederaufbau von Notre Dame wurde auch damals in Dresden umfänglich die Frage nach der Art des Wiederaufbaus diskutiert. Am Ende setzte sich eine historisierende Rekonstruktion durch, die zugleich modernen Anforderungen gerecht wurde. So gelangen die inzwischen jährlich zwei Millionen Besucher zur Aussichtsplattform über der Kuppel mittels eines Aufzugs. Elf Jahre dauerte der Wiederaufbau der Frauenkirche, 60 Jahre nach der Zerstörung war er 2005 schließlich abgeschlossen. "Schutzengel" Nadler war knapp drei Wochen vor der feierlichen Wiedereinweihung 95-jährig in Dresden gestorben. (KNA)
13.02.2021
In Dresden wird seit dem Samstagvormittag an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnert. Wegen der Corona-Pandemie findet nur ein reduziertes Programm statt.
Den Auftakt bildeten kleine Gedenkveranstaltungen auf Friedhöfen, auf denen Opfer der alliierten Luftangriffe auf Dresden zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 bestattet sind. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge wurden bei den Angriffen etwa 25.000 Menschen getötet.
Zudem gab es mehrere Kunstaktionen im öffentlichen Raum. Die Stiftung Frauenkirche Dresden bot ein virtuelles Friedensgebet an. Am Mittag sollte eine Andacht in der Frauenkirche stattfinden. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) wurde am frühen Abend auf dem Altmarkt zu einer Gedenkfeier im kleinen Rahmen erwartet.
Fotos auf markanten Gebäuden und eine virtuelle Menschenkette
Auch der wichtigste Baustein des Gedenkens, die traditionelle Menschenkette um die Altstadt, wird coronabedingt erstmals nur virtuell stattfinden. Dafür werden Fotos von Dresdnerinnern und Dresdnern auf markante Gebäude wie die Frauenkirche und die Synagoge projiziert. Im vergangenen Jahr hatten sich rund 11.000 Menschen an der Menschenkette als Zeichen des Friedens und der Versöhnung beteiligt.
Dresden erinnert alljährlich um den 13. Februar herum an die Zerstörung der Stadt 1945 und an die Millionen Opfer der NS-Zeit. Seit Jahren missbrauchen Rechtsextreme den Gedenktag für ihre Zwecke, auch in diesem Jahr gab es eine Anmeldung aus dem NPD-Umfeld. Das Bündnis «Dresden Nazifrei» und weitere Initiativen kündigten Proteste an. Die Polizei will Proteste in Hör- und Sichtweite zulassen.
Die weltbekannte Ruine der evangelischen Frauenkirche war lange eines der prominentesten Mahnmale gegen Krieg und Zerstörung. Wiederaufbau-Gegner wollten die warnende Wirkung des markanten Trümmerhaufens erhalten, aus dessen Mitte seit den britischen und amerikanischen Luftangriffen vom Februar 1945 nur noch zwei Mauerstümpfe empor ragten. Am Ende setzten sich jedoch die Befürworter durch. Und so begann der Wiederaufbau mit einer feierlichen "Erststeinversetzung" am 27. Mai 1994.
Dass die Frauenkirche überhaupt wieder aufgebaut werden konnte - und zwar mit 45 Prozent historischem Baumaterial, ist wohl maßgeblich einem Mann zu verdanken: Hans Nadler. Der damalige sächsische Landeskonservator barg mit seinem Team unmittelbar nach dem Krieg hunderte Steine des zerstörten Gotteshauses, die sie sorgfältig vermaßen und inventarisierten. Schließlich ordnete Walter Ulbricht an, die Trümmer historischer Gebäude an mehreren Stellen in der Stadt zu entfernen, darunter die Überreste der Sophienkirche. Um die Frauenkirche vor demselben Schicksal zu bewahren, hatte Nadler eine ebenso banale wie geniale Idee. Er bepflanzte die Ruine mit roten Rosen. Tatsächlich: Der leuchtende Blumenkranz schützte den Ort vor der endgültigen Räumung - und wohl auch Nadlers diplomatisches Geschick.
1966 von der DDR-Staatsführung offiziell zum Antikriegsdenkmal erklärt, wurde die Ruine Anfang der 1980er Jahre zum Gedenkort der christlichen Friedensbewegung in der DDR. Im Zuge der Wiedervereinigung bekam die Frage nach einem Wiederaufbau neuen Auftrieb: Zusammen mit diversen Prominenten startete Denkmalpfleger Nadler am 13. Februar 1990 den "Ruf aus Dresden". Er warb weltweit um Hilfe für den Wiederaufbau der Kirche als "europäisches Haus des Friedens". Die Initiative löste enorme Spendenbereitschaft aus. Von den am Ende 180 Millionen Euro Gesamtkosten waren 115 Millionen Euro spendenfinanziert.
1991 wurde die "Stiftung für den Wiederaufbau Frauenkirche" gegründet, die das gesamte Projekt leitete. Wie jetzt beim Wiederaufbau von Notre Dame wurde auch damals in Dresden umfänglich die Frage nach der Art des Wiederaufbaus diskutiert. Am Ende setzte sich eine historisierende Rekonstruktion durch, die zugleich modernen Anforderungen gerecht wurde. So gelangen die inzwischen jährlich zwei Millionen Besucher zur Aussichtsplattform über der Kuppel mittels eines Aufzugs. Elf Jahre dauerte der Wiederaufbau der Frauenkirche, 60 Jahre nach der Zerstörung war er 2005 schließlich abgeschlossen. "Schutzengel" Nadler war knapp drei Wochen vor der feierlichen Wiedereinweihung 95-jährig in Dresden gestorben. (KNA)