Das katholische Bistum Erfurt erstreckt sich über den größten Teil Thüringens. Ihm gehören rund 152.000 Katholiken an, das sind knapp acht Prozent der Bevölkerung. Stark katholisch geprägt ist nur das Eichsfeld im Nordwesten des Landes. Der heilige Bonifatius gründete im Jahre 742 ein erstes Bistum Erfurt, das nur wenige Jahre bestand. Danach kam das Gebiet für mehr als ein Jahrtausend zum Erzbistum Mainz. Nach 1930 gehörte es zu den Diözesen Fulda und Würzburg, deren Bischöfe durch die deutsche Teilung ihre Amtsvollmachten jedoch immer weniger ausüben konnten.
Deshalb wurde 1973 von Papst Paul VI. ein Apostolischer Administrator für das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen eingesetzt, der direkt dem Vatikan unterstellt war. Seit 1981 hatte Bischof Joachim Wanke dieses Amt inne. 1994 wurde er dann erster Bischof des Bistums Erfurt, das im selben Jahr im Rahmen der Neuorganisation der katholischen Kirche nach dem Ende der DDR wieder gegründet wurde. 1997 schlossen der Heilige Stuhl und der Freistaat Thüringen einen Vertrag. Er regelt das Verhältnis von Staat und katholischer Kirche in dem Bundesland. Im Oktober 2012 trat Wanke aus gesundheitlichen Gründen als Bischof zurück. Sein Nachfolger ist der bisherige Mainzer Weihbischof Ulrich Neymeyr. Er hat das Amt am 22. November 2014 angetreten. (KNA)
17.12.2020
Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat vor einem wachsenden Antisemitismus gewarnt. Neymeyr ist in der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum zuständig.
"Wenn jemand die Anti-Corona-Maßnahmen mit der Judenverfolgung vergleicht, ist das eine Verharmlosung des Holocaust", sagte Neymeyr in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Mythos einer jüdischen Weltverschwörung
"Von der Verharmlosung zur Gutheißung ist es nur ein kleiner Schritt und dann auch zur Wiederholung. Das Attentat von Halle war ein solcher Versuch", betonte der Bischof des Bistums Erfurt. Er verurteilte den Mythos einer jüdischen Weltverschwörung, die seit Beginn der Pandemie in "Querdenker"-Demonstrationen die Runde mache.
Es sei "erschreckend, wie in der Antike und im Mittelalter die Juden für Seuchen verantwortlich zu machen. Das ist purer Antisemitismus." Neymeyr betonte, es gebe "weit verbreitete Vorurteile gegenüber Juden, wie ich es mir in einer modernen Gesellschaft kaum hätte vorstellen können".
"Noch viel Arbeit vor uns"
Im Osten Deutschlands sei das noch verstärkt, weil in der DDR keine Auseinandersetzung über die Ursachen des Völkermords an den Juden stattgefunden habe. Der Bischof rief die Kirchen auf, auch "christliche Wurzeln des Antisemitismus zu bekämpfen, die es zweifelsohne gibt".
So sei es eine Aufgabe, in den Kirchengemeinden deutlich zu machen, wie die katholische Kirche jetzt ihr Verhältnis zum Judentum definiere. "Da haben wir noch viel Arbeit vor uns", räumte der Bischof ein. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das von 1962 bis 1965 stattfand, habe es eine positive Entwicklung im Verhältnis zum Judentum gegeben.
Themenjahre sind besonders wichtig
Das zu allen Gläubigen zu bringen, auch zu den Pfarrern und Religionslehrern, bleibe eine Herausforderung. Im Widerstand gegen Antisemitismus nehme die jüdische Gemeinschaft die Kirchen "als besondere Verbündete wahr, weil wir an einen Schöpfergott glauben, die fünf Bücher Mose als heilige Schrift sehen und nicht unter Juden missionieren", so Neymeyr weiter.
Zugleich sprach er sich dafür aus, Juden nicht nur unter dem Aspekt zu sehen, was nichtjüdische Deutsche ihnen angetan hätten, sondern auch darauf, wie sehr ihre Kultur Deutschland geprägt habe. "Deshalb halte ich das kommende Jubiläumsjahr zu 1.700 Jahren jüdisches Leben in Deutschland und zu 900 Jahren in Thüringen für ganz wichtig", sagte der Bischof.
Das katholische Bistum Erfurt erstreckt sich über den größten Teil Thüringens. Ihm gehören rund 152.000 Katholiken an, das sind knapp acht Prozent der Bevölkerung. Stark katholisch geprägt ist nur das Eichsfeld im Nordwesten des Landes. Der heilige Bonifatius gründete im Jahre 742 ein erstes Bistum Erfurt, das nur wenige Jahre bestand. Danach kam das Gebiet für mehr als ein Jahrtausend zum Erzbistum Mainz. Nach 1930 gehörte es zu den Diözesen Fulda und Würzburg, deren Bischöfe durch die deutsche Teilung ihre Amtsvollmachten jedoch immer weniger ausüben konnten.
Deshalb wurde 1973 von Papst Paul VI. ein Apostolischer Administrator für das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen eingesetzt, der direkt dem Vatikan unterstellt war. Seit 1981 hatte Bischof Joachim Wanke dieses Amt inne. 1994 wurde er dann erster Bischof des Bistums Erfurt, das im selben Jahr im Rahmen der Neuorganisation der katholischen Kirche nach dem Ende der DDR wieder gegründet wurde. 1997 schlossen der Heilige Stuhl und der Freistaat Thüringen einen Vertrag. Er regelt das Verhältnis von Staat und katholischer Kirche in dem Bundesland. Im Oktober 2012 trat Wanke aus gesundheitlichen Gründen als Bischof zurück. Sein Nachfolger ist der bisherige Mainzer Weihbischof Ulrich Neymeyr. Er hat das Amt am 22. November 2014 angetreten. (KNA)