US-Präsidenten mit "biografischen Besonderheiten"

Von Schweigern und Wüterichen

Donald Trump muss der Welt als schrägster US-Präsident aller Zeiten gelten. Ohne Frage ist er dafür ein Kandidat - aber es gibt auch andere US-Präsidenten vor ihm, die ähnlich in die Geschicht eingegangen sind.

Autor/in:
Ronald D. Gerste
Donald Trump / © Andrew Harnik (dpa)
Donald Trump / © Andrew Harnik ( dpa )

Am Dienstag (3. November) haben die Bürger der USA die Wahl zwischen zwei reiferen Herren, deren Charakter und Gewohnheiten seit längerem Gegenstand des öffentlichen Diskurses sind - beim Amtsinhaber Donald Trump (74) sicher in größerem Maße als bei seinem Herausforderer Joe Biden (78). In der Geschichte der US-Präsidentschaft gab es indes schon früher Personen mit, nennen wir es höflich: biografischen Besonderheiten.

Andrew Jackson

Der Attentäter hatte Glück im Unglück: Der erste Versuch eines Anschlags auf einen US-amerikanischen Präsidenten schlug zwar fehl, weil sich das Pulver der Pistole nicht entzündete. Aber ein paar Ordnungshüter waren schnell zur Stelle, um ihn in Sicherheit zu bringen - den Täter, nicht wie heute bei geringstem Verdacht einer Gefahr durch den Secret Service üblich den Präsidenten. Denn dieser, Andrew Jackson, war so erbost, dass er sich an jenem 30. Januar 1835 auf den geistig gestörten Anstreicher Richard Lawrence stürzte, den verhinderten Mörder, und ihn mit seinem Gehstock zu verprügeln suchte. Man konnte den Unglücklichen gerade noch vor der Wut des Präsidenten schützen.

Jähzorn und Brutalität waren Kennzeichen von Andrew Jackson (1829-1837), der als einziger US-Präsident eigenhändig jemanden getötet hatte - in einem Duell, viele Jahr vor der politischen Karriere. Da Jackson nicht nur Sklavenhalter, sondern auch nach Einschätzung heutiger US-Amerikaner ein Indianerschlächter war, sollte er nach dem Willen der Regierung von Barack Obama vom 20-Dollar-Schein verschwinden. Es gehörte zu den frühen Amtshandlungen Trumps - dessen Lieblingsvorgänger Jackson sein soll - diesen Entschluss rückgängig zu machen.

Calvin Coolidge

Unvorstellbar wäre im heutigen Medienzeitalter, dass ein Politiker, dessen Schweigsamkeit ebenso legendär wie seine Sauertöpfigkeit war, ein höheres Amt als Bürgermeister von Northampton, Massachusetts, erreichen konnte. Calvin Coolidge (1923-1929), genannt "Silent Cal", indes regierte die USA in den "Roaring Twenties" und genoss - um das Wort eines ehemaligen Bundeskanzlers abzuwandeln - die Gnade des rechtzeitigen Ausscheidens aus dem Amt.

Er gab es im März 1929 an Herbert Hoover ab und brauchte so keine Verantwortung für den "Black Friday" zu übernehmen, den Börsen-Crash vom Oktober 1929, der eine Weltwirtschaftskrise auslöste. Coolidges Maulfaulheit war legendär und kommt in der berühmten Anekdote zum Ausdruck, wonach ihm eine Journalistin sagte, sie habe mit ihrem Chefredakteur gewettet, dass sie mehr als zwei Worte aus ihm herausbekäme - worauf der Präsident nur antwortete: "You lose" - "Sie verlieren!".

Harry S. Truman

Es sind nicht die Wähler, die ein endgültiges Urteil über einen US-Präsidenten fällen, sondern die Geschichte. Harry S. Truman beispielsweise - der einzige Präsident im 20. Jahrhundert ohne Hochschulstudium - hatte bei seinem Auszug aus dem Weißen Haus im Januar 1953 katastrophale Umfragewerte. Heute gilt der bodenständige Mann, unter dessen Regierung der Marshall-Plan Deutschland und Europa zugute kam, als großer Präsident.

Und an Richard Nixon, der es mit der Wahrheit und mit Fairplay nicht so wirklich genau nahm und 1974 im Zuge der Watergate-Affäre zurücktrat, erinnern wir uns nun auch als einen Präsidenten, der viel für Ökologie, Natur- und Umweltschutz tat. Die größere zeitliche Distanz mildert oft das Urteil ab - für manche, nicht für alle Präsidenten.


Quelle:
KNA