Krise in Belarus im Fokus – Erzbischof fordert konstruktiven Dialog

Renovabis-Kongress eröffnet

Der am Dienstag gestartete diesjährige internationale Kongress des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis geht über sein eigentliches Thema hinaus. Neben dem Coronavirus steht auch die aktuelle Krise in Belarus im Fokus. Dazu sprach der Minsker Erzbischof.

Autor/in:
Christian Michael Hammer
Proteste in Belarus / © Uncredited/AP (dpa)
Proteste in Belarus / © Uncredited/AP ( dpa )

Die coronabedingt nur online stattfindende Veranstaltung unter dem Titel "Covid-19: Eine neue Herausforderung für Kirche und Gesellschaft in Ost und West" befasste sich zum Auftakt besonders auch mit der aktuellen Krise in Belarus.

Kondrusiewicz konnte nicht in seine Heimat einreisen

So forderte der Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz in einem kurzfristig anberaumten Beitrag einen konstruktiven Dialog in seinem Heimatland. Dieser sei angesichts verhärteter Fronten aber nicht absehbar. Die katholische Kirche leiste ihren Teil, indem sie die Probleme in den Gottesdiensten thematisiere und immer wieder auf die Missstände hinweise. Wirtschaftliche Sanktionen gegen sein Land sieht Kondrusiewicz kritisch. Diese träfen ärmere Teile der Bevölkerung.

Kondrusiewicz ist derzeit in Polen. Ihm war vergangene Woche die Rückkehr in seine Heimat verweigert worden. Staatspräsident Alexander Lukaschenko hatte ihm vorgeworfen, gegen die Interessen der Regierung zu handeln. Bereits zu Beginn der Krise wollte Kondrusiewicz einen Runden Tisch.

Die Belarus-Expertin der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Astrid Sahm, äußerte sich ähnlich wie Kondrusiewicz. Dass die EU die Wahl des Staatspräsidenten Lukaschenko nicht anerkannt habe, sei ein erster Schritt. "Es wäre nur konsequent, wenn sie nun auch von ihm unterschriebene Verträge nicht billigt."

Schwerpunkt des Kongresses ist die Corona-Krise

Die Ordensschwester Veronika Popic aus Kroatien berichtete zum Thema Corona-Auswirkungen: "Unsere Besucher in der Tagespflege durften abrupt nicht mehr kommen." In der Krise seien sie depressiv und einsam geworden. Ursula Kalb von der Gemeinschaft Sant'Egidio in München verwies auf ähnliche Probleme von mittellosen und isolierten Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt. "Von Normalität ist keine Spur. Wir müssen jetzt flexibel auf sich ständig ändernde Bedingungen reagieren können." Die Krise habe zudem gezeigt, dass sich vermehrt Jüngere sozial engagierten.

Per Videoclip gab eine Person namens "Peter", der eigenen Angaben zufolge hoch verschuldet ist, Einblicke in seinen durch Corona veränderten Alltag. "Mit dem Flaschensammeln habe ich nur noch zwei, drei Euro pro Tag verdient." Die Kommunikation mit Behörden sei für ihn, der nur begrenzt Zugang zum Internet habe, unmöglich gewesen. "Alexander", der nach eigenem Bekunden einer Risikogruppe angehört, sagte, in der Einsamkeit habe er sich oft gefragt: "Was passiert, wenn ich sterbe und keiner merkt etwas?"

Der Renovabis-Kongress dauert noch bis Donnerstag. Dabei tauschen sich rund 280 Teilnehmer aus rund 30 Ländern in sieben Einzelforen aus. Behandelt werden die Auswirkungen der Krise auf Menschen, die schon vor der Pandemie am Rande der Gesellschaft lebten. Außerdem geht es um kirchliche Erwachsenenbildung, Seelsorge und Arbeitsmigration.


Minsker Erzbischof Kondrusiewicz / © Screenshot (Reuters)
Minsker Erzbischof Kondrusiewicz / © Screenshot ( Reuters )
Quelle:
KNA