Erzbischof von Minsk ruft zu Gebeten für Belarus auf

"Probleme friedlich beilegen"

Nach der von mutmaßlichen Wahlfälschungen überschatteten Präsidentenwahl in Belarus kam es in dem osteuropäischen Land jüngst zu schweren Protesten. Nun hat der katholische Minsker Erzbischof zur Ruhe und Besonnenheit aufgerufen.

Angespannte Lage nach der Präsidentenwahl in Belarus / © Sergei Grits (dpa)
Angespannte Lage nach der Präsidentenwahl in Belarus / © Sergei Grits ( dpa )

Die Gläubigen ermunterte Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz zu Gebeten für eine "friedliche Beilegung aller Probleme" in Belarus (Weißrussland). Auch der philippinische Kardinal Jaime Sin habe vor mehr als 30 Jahren angesichts eines drohenden Volksaufstands die Katholiken zu Rosenkranzgebeten aufgefordert, erklärte der Erzbischof gegenüber der polnischen Nachrichtenagentur KAI (Montag). "Und es glückte, es gab keinen Bürgerkrieg."

Laut dem offiziellen Wahlergebnis gewann Amtsinhaber Alexander Lukaschenko den Urnengang mit über 80 Prozent der Stimmen. Die Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja erhielt demnach 10 Prozent. Sie erklärte sich am Montag mit Verweis auf Erhebungen eigener Wahlbeobachter ebenfalls zur Wahlsiegerin. Die staatliche Wahlkommission habe das offizielle Ergebnis gefälscht, sagte sie. Nach Regierungsangaben nahm die Polizei seit Sonntag landesweit rund 3.000 Demonstranten fest.

Bislang keine offene Kritik an Lukaschenko

Die Mehrheit der Belarussen bekennt sich zur orthodoxen Kirche, eine Minderheit von etwa 15 Prozent zur katholischen Kirche. Erzbischof Kondrusiewicz verzichtete bisher auf offene Kritik am autoritären Regierungsstil von Staatspräsident Lukaschenko. Zuletzt hatte eine katholische Bürgerinitiative namens "Fälschung ist eine Sünde" eine korrekte Auszählung der Stimmzettel für die Präsidentenwahl vom Sonntag gefordert.

Auf den katholisch geprägten Philippinen war im Februar 1986 Diktator Ferdinand Marcos durch einen Volksaufstand gestürzt worden. Maßgebliche Führer der "Volksrevolution" waren der Erzbischof von Manila und Kardinal Jaime Sin sowie die spätere Präsidentin Corry Aquino.


Quelle:
KNA