Laschet bricht Besuch in Flüchtlingslager ab

"Aufschrei der Verzweifelten"

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat nach Besuchen in Flüchtlingscamps auf der griechischen Insel Lesbos von einem "Aufschrei der Verzweifelten" gesprochen. Zuvor hatte Laschet den Besuch aus Sicherheitsgründen abgebrochen.

Ministerpräsident Laschet in Griechenland / © Dorothea Hülsmeier (dpa)
Ministerpräsident Laschet in Griechenland / © Dorothea Hülsmeier ( dpa )

Nachdem sich Gruppen von Flüchtlingen versammelten und in Sprechchören "Free Moria" riefen, habe der örtliche Sicherheitschef zum Abbruch des Besuchs geraten.

"Die ganze Europäische Union muss jetzt wach werden", sagte Laschet nach den Besuchen der Camps Moria und Kara Tepe auf Lesbos. Der Besuch in Kara Tepe lief ohne Zwischenfälle ab. Mehr als eineinhalb Stunden sprach Laschet dort mit Hilfsorganisationen.

Dauerhafte Lösung für Flüchtlingsproblem?

Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft biete die Chance, "eine dauerhafte Lösung" für das Flüchtlingsproblem zu entwickeln, so Laschet. Europa dürfe die griechische Regierung, die Bewohner und die Behörden auf Lesbos nicht allein lassen. Auch NRW wolle seinen Beitrag leisten und besonders betroffene Kinder und deren engen Angehörigen in den nächsten Wochen ins Bundesland holen.

Perspektivlosigkeit im Lager

Deutschland sei sehr mit der Corona-Pandemie beschäftigt. In den Flüchtlingslagern habe die Pandemie aber noch eine ganz andere Bedeutung, weil die Menschen die Camps nur sehr eingeschränkt verlassen könnten und verhindert werden müsse, dass das Virus in die Lager gelange, sagte Laschet. Die Flüchtlinge erlebten eine "Situation der Perspektivlosigkeit".

Laschet will sich im Dezember um den CDU-Bundesvorsitz bewerben und gilt damit auch als möglicher Kanzlerkandidat.


Quelle:
dpa