Berlin bekommt ein Einheitsdenkmal

Planung mit Hindernissen

Es ist ein weiteres Bauprojekt in Berlin. Anders als beim Großflughafen oder beim Humboldt-Forum blieb es bislang nur ein Vorhaben auf dem Reißbrett. Am Dienstag begann nun der Bau für das Einheitsdenkmal.

Autor/in:
Birgit Wilke
Ein Modell des künftigen Freiheits-und Einheitsdenkmals / © Ralf Hirschberger (dpa)
Ein Modell des künftigen Freiheits-und Einheitsdenkmals / © Ralf Hirschberger ( dpa )

Die ersten Ideen für ein Denkmal zur Erinnerung an die Friedliche Revolution gab es bereits 1998. An der Initiative waren unter anderem der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maiziere, und der DDR-Bürgerrechtler und CDU-Politiker, Günter Nooke, beteiligt.

Immer wieder gab es politische Verwerfungen über das Denkmal, dann bemängelten Kritiker den Siegerentwurf - eine begehbare Wippe. Schließlich stiegen die Kosten und dann musste eine Fledermauskolonie umgesiedelt werden.

Baubeginn des Freiheits- und Einheitsdenkmals

Am Dienstag konnte nun Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) den Baubeginn des Freiheits- und Einheitsdenkmals verkünden: "Es würdigt die Friedliche Revolution in der DDR und die Courage der Menschen, die das SED-Regime unblutig stürzten und die Einheit Deutschlands möglich machten", so die Bundeskulturbeauftragte.

Bis dahin war es ein weiter Weg: Im April 2000 brachte ein überparteilicher Antrag ostdeutscher Abgeordneter das Anliegen erstmals in den Bundestag, er wurde aber im Kulturausschuss abgelehnt. Die Bundesstiftung Aufarbeitung veranstaltete 2007 einen ersten studentischen Wettbewerb für eine künstlerische Umsetzung des Denkmals.

Schließlich beschloss der Bundestag am 9. November 2007 das Denkmal errichten zu lassen. Ein Jahr später wurde es in die Gedenkstättenkonzeption des Bundes aufgenommen. Ein erster Entwurfswettbewerb wurde abgebrochen, weil keine Arbeit die von der Jury gewünschte absolute Mehrheit erhielt. Bei einem zweiten Wettbewerb entschied sich die Jury für die begehbare Wippe.

Als Platz für das Denkmal ist der Sockel des früheren Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals vor dem rekonstruierten Stadtschloss, dem Humboldt-Forum, vorgesehen. Der Entwurf des Denkmals kommt von Sebastian Letz vom Architektenbüro "Milla und Partner". Das Büro entwickelte den Entwurf weiter, 2015 wurde schließlich die Baugenehmigung erteilt. Von den Ausmaßen her ist das Denkmal mit einer Länge von 50 Metern und einer begehbaren Fläche von 700 Quadratmetern riesig.

Eine soziale Plastik

Die Planer sprechen von einer sozialen Plastik: Die Besucher müssen sich verständigen und zu gemeinsamem Handeln entschließen, um etwas zu bewegen: Erst wenn sich auf einer Schalenhälfte mindestens zwanzig Personen mehr zusammenfinden als auf der anderen, soll die Schale sich langsam neigen.

2016 kippte dann der Haushaltsausschuss des Bundestags das Vorhaben, weil die geplanten Kosten auf rund 15 Millionen Euro gestiegen waren.

Er verständigte sich stattdessen auf die Wiedererrichtung der historischen Kolonnaden vor dem Stadtschloss. Die Kosten dafür wurden mit rund 18 Millionen Euro beziffert. Im darauffolgenden Februar gab nach Intervention mehrerer prominenter Politiker - unter anderem war es der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse - einen Grundsatzbeschluss der Koalition, das Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin doch zu bauen. Die Kosten wurden auf 17 Millionen Euro veranschlagt.

Im Anschluss gab sich auch Grütters selbstkritisch. In einem Interview sagte sie, sie stehe hinter der Entscheidung, ein Einheitsdenkmal in Berlin zu bauen. Zugleich betonte sie, man hätte "wohl noch einmal diskutieren müssen, ob es das Denkmal an diesem Ort und zu dieser Zeit sein muss". Zugleich betonte sie, sie hoffe aber, dass "sich auch das heilen lässt, aber dafür braucht man keine einsamen Beschlüsse, sondern große Mehrheiten".

Ende 2021 soll alles fertig sein

Es sei unumstritten, dass "wir aber für einen weltweiten Höhepunkt, nämlich eine friedliche Revolution, in der mutige Bürger eine Diktatur unblutig zu Fall bringen", ein solches Denkmal brauchten.

Wegen ungeklärter Grundstücks- und Finanzierungsfragen verzögerte sich der Bau weiter. Und so wurde es nichts aus dem Plan, das Denkmal zum 30. Jahrestag der friedlichen Revolution am 9. November 2019 einzuweihen. Auch zum 30. Jahrestag des Tags der Deutschen Einheit wird die "Wippe" noch nicht fertig sein. Der Bau des Humboldt-Forums sowie des U-Bahnhofs Museumsinsel hatten Vorrang. Schließlich wurden geschützte Fledermäuse gefunden. Nachdem diese umgesiedelt wurde, kann der Start nun erfolgen. Ende nächsten Jahres soll alles fertig sein.


Quelle:
KNA