Philosoph Nida-Rümelin sorgt sich um Demokratie in Corona-Krise

"Nicht ausgrenzend, sondern einbeziehend"

Der Philosoph Julian Nida-Rümelin sorgt sich angesichts der Corona-Proteste um die Stärke der Demokratie. Es werde ein allgemeines Unwohlsein "von ein paar Irren" genutzt, sagte Nida-Rümelin. Viel hänge nun von der Kommunikation ab.

Demonstration gegen Corona-Maßnahmen / © Sebastian Kahnert (dpa)
Demonstration gegen Corona-Maßnahmen / © Sebastian Kahnert ( dpa )

"Hier wiederholt sich das Muster, das wir aus dem Herbst 2015 kennen: große Übereinstimmung aller wesentlichen Medien, wie in der Migrationskrise", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Sonntag). "Das hält drei Monate, und dann kippt es. Damals war es die Silvesternacht in Köln."

Es entstünden zwei Lager, erläuterte Nida-Rümelin. "In dem einen Lager finden sich auch Rechtsradikale, Verschwörungstheoretiker - damals fabulierten schon welche hanebüchenen Unsinn wie den, die Migration sei in Gang gesetzt worden, um das deutsche Volk zu schwächen." Auch jetzt werde ein allgemeines Unwohlsein genutzt "von ein paar Irren, auch von esoterischen Szenen, in denen sich eine Anti-Medizin-Stimmung breitgemacht hat", sagte Nida-Rümelin.

"Hoffe, dass keine Instrumentalisierung der Proteste gelingt"

Bisher sei er zuversichtlich gewesen, dass die Demokratie die Krise ohne Schwächung überstehen könnte, so Nida-Rümelin. "Und zwar, weil die allermeisten in einer solchen Krise seriöse Politik erwarten. Sie wollen kein dummes Geschwätz, sie wollen keine Stimmungsmache, sie haben einfach Angst. Sie wollen sich anvertrauen." Nun zweifle er aber: "Ich hoffe, dass sich mein Optimismus nicht als falsch herausstellt, weil eine Instrumentalisierung dieser Proteste gelingt, und dann am Ende doch Wasser auf die Mühlen der Demokratiegegner kommt."

Viel hänge nun von der Kommunikation ab, sagte der Philosoph. "Nicht ausgrenzend, sondern einbeziehend, dass alle sich mitgenommen fühlen. Wir dürfen nicht den Fehler machen, jene, die sich eingesperrt oder an den Rand gedrängt fühlen, auszugrenzen. Dann tun die sich nämlich mit jenen zusammen, die unser ganzes System bekämpfen. Ich hoffe, dass wir das diesmal vermeiden können und die Kommunikation besser gelingt als in der Migrationskrise."


Quelle:
KNA
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