Katholische Kandidaten aus NRW bewerben sich um den CDU-Vorsitz

Hut im Ring

Katholisch und aus Nordrhein-Westfalen – das verbindet Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Alle drei werfen ihren Hut für den Vorsitz der CDU in den Ring. Lange angekündigt, nun offiziell verkündet.

Autor/in:
Christoph Arens und Birgit Wilke
Vor dem CDU-Parteitag / © Peter Steffen (dpa)
Vor dem CDU-Parteitag / © Peter Steffen ( dpa )

Sie wurde 1945 mit dem erklärten Ziel gegründet, eine überkonfessionelle Partei zu sein - und damit anders als die katholische Zentrumspartei offen für katholische und evangelische Christen. Seither hat die CDU an ihre Spitze bekennende Katholiken wie Konrad Adenauer und Helmut Kohl, aber auch die evangelische Pfarrerstochter Angela Merkel gewählt.

Nach dem Intermezzo von Annegret Kramp-Karrenbauer, die Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist, wird es nach derzeitigem Stand wieder einen Katholiken in der Führungsposition geben. Mit Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen werfen drei Männer ihren Hut in den Ring, die alle aus Nordrhein-Westfalen stammen - und alle einen mehr oder weniger kirchlichen Background haben. Jens Spahn - ebenfalls Katholik - gab am Dienstag seinen Verzicht auf eine Kandidatur zugunsten Laschets bekannt. Eine Abstimmung über den Vorsitz soll es auf einem CDU-Sonderparteitag am 25. April geben.

Wie stark die Lebenserfahrungen der Kandidaten als Kompass bei konkreten politischen Entscheidungen dienen können, ist allerdings offen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) beschreibt die Berührungspunkte der Kandidaten mit Religion und Kirche:

Armin Laschet

Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Vorsitzende des mit Abstand größten Landesverbandes der CDU hat den wohl am stärksten katholisch gefärbten Lebenslauf der Kandidaten. Aus seinem Glauben macht Laschet (59) keinen Hehl, ohne aber damit hausieren zu gehen.

Geboren 1961 im katholischen Marienhospital von Aachen-Burtscheid, besuchte der Sohn eines Steigers die katholische Grundschule und das bischöfliche Pius-Gymnasium. Er engagierte sich in der katholischen Jugendarbeit, wurde Messdiener und sang im Kirchenchor. Mit 18 trat er der CDU bei und studierte Jura in Bonn. Er wurde Mitglied der katholischen Studentenverbindungen Aenania München und Ripuaria Bonn.

Seinen Wunsch, nach dem Studium Journalist zu werden, setzte Laschet beim Bayerischen Fernsehen und dem Privatsender Radio Charivari um. 1991 wurde er Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen; von 1995 bis 1999 war er Leiter und Geschäftsführer des katholischen Einhard Verlags, ehe er ganz in die Politik wechselte.

"Mein Wunsch war es immer, mich einzusetzen für eine bessere Welt", so der Jurist, der auch als wissenschaftlicher Berater der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth arbeitete. Bereits mit 28 Jahren wurde Laschet Ratsherr im Aachener Stadtrat, später Abgeordneter im Bundestag und im Europaparlament. 2005 wurde er der erste deutsche "Integrationsminister" im Kabinett von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. 2017 wurde er Ministerpräsident mit einer schwarz-gelben Koalition. Bis 2016 war Laschet Mitglied im ZdK.

Friedrich Merz

Der im Sauerland geborene Merz (64) ist Wirtschaftsanwalt. In der Union gilt der Sohn eines Richters als Vertreter konservativer und wirtschaftsnaher Positionen. So kämpfte der glänzende Redner für eine Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke und für eine eingeschränkte Mitbestimmung von Arbeitnehmern in Unternehmen. Bekannt wurde er durch seinen Vorschlag der "Steuer auf einem Bierdeckel": 2003 hatte er ein Steuerkonzept ausgearbeitet, das mit nur drei Steuerstufen das Steuerrecht für die Bürger stark vereinfachen sollte.

Katholisch und heimatverbunden - das ist eine andere Seite des überzeugten Europäers Merz: Mitglied einer katholischen Studentenverbindung, des heimischen Schützenvereins und der Kolpingsfamilie. Aufgewachsen ist er im tiefschwarzen Brilon, wo der Großvater 20 Jahre lang Bürgermeister war und zum Vorbild für politisches Engagement wurde.

Es war der bekennende Wertkonservative Merz, der den Begriff der "deutschen Leitkultur" im Jahr 2000 ins Gespräch brachte. Der dreifache Familienvater kritisierte in diesem Zusammenhang besonders traditionelle Bräuche bei Muslimen und forderte, sie müssten "unsere Sitten, Gebräuche und Gewohnheiten akzeptieren". Strikt sprach er sich gegen die doppelte Staatsbürgerschaft und für die Abschiebung ausländischer Straftäter aus. Im Streit um den Paragrafen 218 stimmte er 1995 gegen den heute geltenden Kompromiss und für strengere Regelungen bei der Abtreibung. Für Debatten sorgt derzeit auch, dass Merz 1997 gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe stimmte.

Norbert Röttgen

Ihn hatte zunächst niemand auf der Karte: Der 54-jährige Norbert Röttgen machte seine Bewerbung in der vergangenen Woche als erstes öffentlich. Seit seiner Niederlage als CDU-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen und seiner Entlassung als Bundesumweltminister vor acht Jahren ist Röttgen einfacher Bundestagsabgeordneter. Sein Verhältnis zur Bundeskanzlerin gilt seitdem als distanziert. Er konzentrierte sich auf die Außenpolitik und ist seit 2014 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Durch Auftritte bei Veranstaltungen und in Talkshows war er aber nie so ganz von der Bildfläche verschwunden.

Röttgen studierte Jura in Bonn. Seit 1993 ist der Vater von zwei Söhnen und einer Tochter als Rechtsanwalt zugelassen und machte parallel in der CDU Karriere. Von 2010 bis 2012 war er bereits stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender. Als Bundesminister war er für den Umweltschutz zuständig, den er auch religiös begründete: Gott habe die Natur und den Menschen geschaffen, und dies verpflichte zur "Wahrung der Schöpfung", sagte er in mehreren Interviews. Mit Blick auf die Themen Migration und Integration betonte er mehrmals, dass sich Schulen dabei stärker um Religionsvermittlung und Toleranz kümmern sollten.

Auch mit Blick auf seine Kandidatur äußerte Röttgen sich zum "C" im Namen seiner Partei. Er sehe in der christlichen Orientierung einen guten Kompass. "Unsere Grundüberzeugung, die christliche Orientierung, ist eine universalistische normative Idee, die für die Zeit der Globalisierung richtig und gut ist", sagte er in einem Interview bei Zeit Online.


Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen / © Kay Nietfeld (dpa)
Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen / © Kay Nietfeld ( dpa )

Friedrich Merz / ©  Jens Büttner (dpa)
Friedrich Merz / © Jens Büttner ( dpa )

Norbert Röttgen an der CDU-Zentrale / © Kay Nietfeld (dpa)
Norbert Röttgen an der CDU-Zentrale / © Kay Nietfeld ( dpa )
Quelle:
KNA
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