Präsidentenwahl in Westafrikas letzter Familiendiktatur

Wahlen in Togo ohne Überraschung

Im westafrikanischen Togo sind am Samstag gut 3,6 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, ein neues Staatsoberhaupt zu wählen. Der Wahltag verlief bisher ruhig. An einer Wiederwahl von Präsident Faure Gnassingbe zweifelt niemand.

Autor/in:
Katrin Gänsler
Präsidentenwahl in Togo / © Sunday Alamba (dpa)
Präsidentenwahl in Togo / © Sunday Alamba ( dpa )

Essolisam Tadjela steht vor seinem Wahllokal in Agoe-Zongo, einem Viertel im Norden Lomes. Der 23-jährige Student hält seine Wählerkarte in den Händen. Es ist die erste Präsidentschaftswahl, bei der er seine Stimme abgeben hat. "Ich sehe das als meine Pflicht als Bürger an. Jetzt helfe ich anderen Wählern, damit sie ihr Wahllokal finden." Es sei wichtig zu entscheiden, wer Togo in den kommenden fünf Jahren regieren soll, findet Tadjel, der vor allem hofft, dass das künftige Staatsoberhaupt etwas für die Zukunft der jungen Generation tut. Knapp 59 Prozent sind jünger als 25. Vor allem in Lome sind sie zunehmend gut ausbildet. "Auch ich studiere und möchte danach im Land Arbeit finden."

Mehr Journalisten als Wähler

Zur Stimmabgabe aufgerufen waren mehr als 3,6 Millionen Wähler. Im ganzen Land mit seinen 7,9 Millionen Einwohnern gibt es 9.389 Wahllokale. Nachdem Jean-Pierre Fabre (67), der seit Jahren Oppositionsführer in Togo ist, am Morgen in der Schule von Kodjoviakope seinen Stimmzettel in die große Urne geworfen hat, sagt er vor Medienvertretern: "Ich habe den Eindruck, dass in den Wahllokalen mehr Journalisten als Wähler sind."

Das merken in Kodjoviakope auch andere Wähler an - auch wenn es keine Hochrechnungen zur Wahlbeteiligung gibt. Vor allem für die Zivilgesellschaft hatte die Mobilisierung in der vergangenen Woche Priorität. Sie hoffte, vor allem jene zu erreichen, die gegen Amtsinhaber Faure Gnassingbe (53) stimmen, der seit 2005 an der Macht ist.

Fabre von der nationalen Allianz für den Wandel (ANC) hat 2010 und 2015 gegen Gnassingbe verloren. Dennoch bleibt der Wirtschaftswissenschaftler der aussichtsreichste Oppositionskandidat. Hinter sich versammlen kann er die Opposition allerdings nicht. "Wir werden jetzt versuchen, die Wahllokale zu besuchen, um zu sehen, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Wir wissen, wie es in Togo zugeht. Wir müssen extrem wachsam sein", so Fabre.

Katholische Kirche wollte Wahlbeobachter entsenden

Dem Regime Gnassingbes und Anhängern seiner Partei für die Republik (UNIR) hat er im Wahlkampf mehrfach aggressives Verhalten vorgeworfen. Es ist offensichtlich, dass der Präsident an der Macht bleiben will. Er gab seine Stimme in Kara im Norden ab, seiner Wählerhochburg. Gnassingbe hatte das Amt 2005 von seinem Vater Eyadema übernommen, der 1967 durch einen Putsch an die Staatsspitze gekommen war. Einen Machtwechsel durch Wahlen hat es nie gegeben. Togo ist Westafrikas letzte Familiendiktatur. Die Nichtregierungsorganisation Freedom House bewertet das Land als "teilweise frei".

Den Eindruck hatten vor der Wahl mehrere Entscheidungen der nationalen, unabhängigen Wahlkommission (CENI) verstärkt. Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (CJP) der katholischen Kirche wollte 9.000 Wahlbeobachter entsenden - und wäre also flächendeckend im Land präsent gewesen. Sie erhielt jedoch keine Akkreditierung. Einem Zusammenschluss der Zivilgesellschaft (CNSC) wurde diese wieder entzogen. Drei Mitarbeiter des Nationalen Demokratieinstituts (NDI), das seit den 80er Jahren Wahlen beobachtet, mussten Togo nach Informationen der Organisation wenige Tage vor der Wahl wieder verlassen. "Wir sind sehr bestürzt über diese Maßnahmen", so Präsident Derek Mitchell.

Hery Rajaonarimanpianina, Chef-Wahlbeobachter der Afrikanischen Union und ehemaliger Präsident Madagaskars, will sich am Wahltag nicht zu dieser Entscheidung äußern. In den Wahllokalen, die die Beobachter in der Hauptstadt Lome am Samstagmorgen besucht hatten, seien aber Wahlhelfer und Material vor Ort gewesen. Auch hätten die Kandidaten ihre Delegierten geschickt. Jeder der sieben Bewerber kann landesweit in alle Wahllokale einen Repräsentanten senden. Die Opposition hofft, dass das vor Manipulation schützt. Erste Ergebnisse werden für Anfang kommender Woche erwartet.


Papst Franziskus empfängt Faure Essozimna Gnassingbe (l.), Präsident der Republik Togo / © Vatican Pool/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt Faure Essozimna Gnassingbe (l.), Präsident der Republik Togo / © Vatican Pool/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA