Wolfgang Schäuble bedauert Abschaffung des Buß- und Bettages

Gesellschaft zunehmend egoistischer

Kanzelpredigt am Buß- und Bettag: Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble macht auf den zunehmenden Egoismus in der Gesellschaft aufmerksam. Im Zuge dessen bedauert der Politiker die Abschaffung des Buß- und Bettages als Feiertag.

Schäuble: Gesellschaft braucht lebendigen Bezug zum Christentum / © Freedom Studio (shutterstock)
Schäuble: Gesellschaft braucht lebendigen Bezug zum Christentum / © Freedom Studio ( shutterstock )

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) predigte zum Buß- und Bettag im Berliner Dom über den Bibelvers "Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben". Darin kritisierte er auch den Ton in manchen aktuellen Debatten, vor allem in der Migrations- und Asylpolitik. Der Ton mache teilweise Angst. "Eine fiebrige Wut grassiert", sagte Schäuble. Dagegen müsse auch die christlich geprägte Überzeugung "Keine Gewalt" gesetzt werden.

Zunehmender Egoismus in der Gesellschaft

Wolfgang Schäuble / © Filip Singer (dpa)
Wolfgang Schäuble / © Filip Singer ( dpa )

Zudem kritisierte Schäuble (CDU) einen zunehmenden Egoismus in der deutschen Gesellschaft. Selten schaue man auf diejenigen, die weniger haben als man selbst, sagte Schäuble am Mittwoch in Berlin. Die Orientierung nach immer mehr Wohlstand führe zu einer Starre, Saturiertheit und Erwartungshaltung, die stark vom eigenen Ich geprägt sei. "Wir müssen aufpassen, sonst verliert unsere Gesellschaft die Gemeinwohlorientierung und zerfällt weiter", warnte der Parlamentspräsident.

Abschaffung von Buß- und Bettag als Feiertag

Die Abschaffung des Buß- und Bettages als staatlichen Feiertag bedauert Schäuble. "Der Wert eines Tages, an dem Umkehr gefordert wird, lässt sich in einer volkswirtschaftlichen Rechnung nicht abbilden", erklärte er.

Gräben, die sich durch die Gesellschaft zögen, könnten in einem offenen Versöhnungsprozess überbrückt und wieder geschlossen werden. Er betonte, die Gesellschaft brauche auch deswegen einen "lebendigen Bezug zum Christentum". Daraus leite sich durch die Möglichkeit zur Umkehr ein wichtiges Korrektiv ab.

"Buße ist heilsam, aber in unserem Alltag leider selten", so der CDU-Politiker. Sie helfe auch gegen "Allmachtsfantasien".

Versöhnungstag würde Gesellschaft gut tun

Mit Blick auf den jüdischen Feiertag Jom Kippur erklärte Schäuble, dass ein Versöhnungstag auch der deutschen Gesellschaft gut tun würde.

Der "Politische Buß- und Bettag" wurde erstmals im vergangenen Jahr von der Domgemeinde und dem Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Dutzmann, ausgerichtet. Der Gottesdienst greift aktuelle Themen der politischen Debatte auf.

Politiker Wolfgang Schäuble

Der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble ist der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parlamentsgeschichte seit 1871. Im November 1972 wurde der gebürtige Freiburger im Wahlkreis Offenburg erstmals in den Bundestag gewählt. Seit fast 50 Jahren hat er ohne Unterbrechung das dortige Direktmandat inne. Am 18. September wird der promovierte Jurist, der neben Rechts- auch Wirtschaftswissenschaften studierte, 80 Jahre alt.

Wolfgang Schäuble (CDU) / © Kay Nietfeld (dpa)
Wolfgang Schäuble (CDU) / © Kay Nietfeld ( dpa )
Quelle:
epd , KNA