Der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat Christen zum politischen Engagement aufgerufen. Sie sollten sich "öffentlich zu Wort zu melden, wo das Leben und die Würde von Menschen auf dem Spiel stehen", sagte Feige bei der jährlichen Magdeburger Bistumswallfahrt zum Benediktinerkloster Huysburg bei Halberstadt.
Das gelte auf den Gebieten von Medizin und Wirtschaft, aber auch im Fall von rechtsextremistischen Tendenzen und Übergriffen gegen Flüchtlinge und Migranten. "Hierzu können wir unmöglich schweigen", sagte Feige, "vor allem auch, wenn manche meinen, ein sogenanntes christliches Abendland und seine Werte mit unchristlichen Methoden retten zu wollen".
In diesem Sinne sei der Glaube immer auch politisch, so Feige. Die Kirche sei zwar keine Partei, aber durchaus berechtigt, "den Weg der Gesellschaft und des Staates mitzugestalten und gegebenenfalls auch manchem zu widersprechen". Dies gehöre zur Religionsfreiheit. Der Glaube sei "eben nicht - wie es manche vielleicht meinen - nur eine private Gefühlsduselei, sondern betrifft den ganzen Menschen in all seinen Beziehungen", betonte Feige.
"Darum lassen wir uns in einer Demokratie auch nicht - wie unter den Nationalsozialisten oder Kommunisten - von irgendjemandem den Mund verbieten oder ins Abseits drängen, in Nischen und Winkel", sagte der Bischof. Was sich bei der Friedlichen Revolution 1989/90 eindrucksvoll gezeigt habe, "sollte auch heutzutage selbstverständlich dazugehören: dass sich viele Christinnen und Christen in die Politik einbringen und das gesellschaftliche Leben konstruktiv und kritisch begleiten". (kna/Stand 03.09.2017)
05.11.2019
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat dazu aufgerufen, die Bürger stärker in demokratische Prozesse einzubeziehen. Ein Teil der Bevölkerung fühle sich offenbar von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen oder fremdbestimmt.
"Es scheint in der Bevölkerung einen Teil zu geben, der sich wieder nach einem stärkeren Führer sehnt. Nach Autoritäten, die den Weg weisen, die die Probleme lösen. Das ruft dazu auf, die Demokratie verständlicher zu leben. Menschen müssen mehr einbezogen werden", sagte Feige der Magdeburger "Volksstimme" (Dienstag).
Demokratie ein "zerbrechliches Gut"
Die Entwicklung der zurückliegenden Jahre habe ihm klar gemacht, "dass Menschen zu jeder Zeit verführbar sein können", so Feige weiter. "Bis vor einiger Zeit war es mir nicht verständlich, wie es im Deutschen Reich zur Machtergreifung durch die Nazis, zum Zweiten Weltkrieg und zur Vernichtung der Juden kommen konnte. Inzwischen ahne ich, dass so etwas auch heute nicht absolut unmöglich erscheint. Das kann immer wieder passieren."
Die Demokratie sei "ein kostbares, sie ist aber auch ein gefährdetes, sehr zerbrechliches Gut", betonte der Bischof. Es mache ihm "große Sorgen, dass die Polarisierung in der Gesellschaft zugenommen hat".
Es gebe immer mehr Hass und Hetze, die Menschen entwickelten Feindbilder und Verschwörungstheorien.
Der Staat sei in der Pflicht, alle seine Mittel einzusetzen, um auch weiterhin die Würde des Menschen garantieren zu können, mahnte Feige. "Dazu gehört auch, Straftäter mit aller Konsequenz zu verfolgen und zu bestrafen. Und da kann es nicht sein, dass manche nie bestraft werden, weil es zu wenig Richter gibt."
Besorgnis über "große Zahl der Wechselwähler"
Mit Blick auf die zurückliegenden Landtagswahlen sagte der Bischof, dass die "große Zahl der Wechselwähler" - etwa von den Linken zur AfD - die Demokratie in ihren Grundfesten erschüttere. "Vor allem fragt man sich: Welche Werte tragen die Leute vor sich her, wenn es so leicht ist, von einer Seite zur anderen zu wechseln? Nach der Wende gab es dafür zwei Bezeichnungen: Betonköpfe oder Wendehälse."
Zwischen dem offiziellen Programm der AfD und den christlichen Grundsätzen gebe es "große Diskrepanzen", so Feige. "Die liegen im Menschenbild, der unteilbaren Würde aller Menschen." Auch bei den Themen Gemeinwohl, Offenheit oder Toleranz gebe es markante Unterschiede. Ob die Ideen der Partei mit dem Evangelium vereinbar seien, müsse jeder selbst vor seinem Gewissen entscheiden.
Der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat Christen zum politischen Engagement aufgerufen. Sie sollten sich "öffentlich zu Wort zu melden, wo das Leben und die Würde von Menschen auf dem Spiel stehen", sagte Feige bei der jährlichen Magdeburger Bistumswallfahrt zum Benediktinerkloster Huysburg bei Halberstadt.
Das gelte auf den Gebieten von Medizin und Wirtschaft, aber auch im Fall von rechtsextremistischen Tendenzen und Übergriffen gegen Flüchtlinge und Migranten. "Hierzu können wir unmöglich schweigen", sagte Feige, "vor allem auch, wenn manche meinen, ein sogenanntes christliches Abendland und seine Werte mit unchristlichen Methoden retten zu wollen".
In diesem Sinne sei der Glaube immer auch politisch, so Feige. Die Kirche sei zwar keine Partei, aber durchaus berechtigt, "den Weg der Gesellschaft und des Staates mitzugestalten und gegebenenfalls auch manchem zu widersprechen". Dies gehöre zur Religionsfreiheit. Der Glaube sei "eben nicht - wie es manche vielleicht meinen - nur eine private Gefühlsduselei, sondern betrifft den ganzen Menschen in all seinen Beziehungen", betonte Feige.
"Darum lassen wir uns in einer Demokratie auch nicht - wie unter den Nationalsozialisten oder Kommunisten - von irgendjemandem den Mund verbieten oder ins Abseits drängen, in Nischen und Winkel", sagte der Bischof. Was sich bei der Friedlichen Revolution 1989/90 eindrucksvoll gezeigt habe, "sollte auch heutzutage selbstverständlich dazugehören: dass sich viele Christinnen und Christen in die Politik einbringen und das gesellschaftliche Leben konstruktiv und kritisch begleiten". (kna/Stand 03.09.2017)