Kirchenleitung zum Rücktritt von Bischof Rentzing

"Unvertretbare" Texte

Die Kirchenleitung der sächsischen Landeskirche wird sich erst in einer Woche mit der Frage beschäftigen, wie sie mit dem Rücktritt von Landesbischof Carsten Rentzing umgeht. Das teilte das Landeskirchenamt am Sonntag mit.

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Ende der Woche waren Texte bekannt geworden, die Rentzing in seiner Zeit als Student im Alter zwischen 22 und 25 Jahren für die Zeitschrift "Fragmente" geschrieben hatte. "Die der Kirchenleitung vorliegenden Texte sind als elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich einzustufen", heißt es in der Erklärung der Kirchenleitung.

"Sie sind aus damaliger und aus heutiger Sicht unvertretbar." Am Samstag hatte die "Tagesschau" erstmals über die Aufsätze Rentzings berichtet.

Kirchenleitung: Distanzierung Rentzings glaubwürdig

Rentzing hatte sich in seiner Rücktrittserklärung von "Positionen, die ich vor 30 Jahren vertreten habe", distanziert. Die Zeitschrift und seine darin erschienenen Aufsätze hatte er aber nicht erwähnt.

Dennoch hält die sächsische Kirchenleitung die Distanzierung Rentzings für glaubwürdig. "Dass ein Mensch sich im Laufe seines Lebens entwickeln kann, dass gerade auch der Glaube an Jesus Christus Menschen verändern kann, darin sind sich alle Mitglieder der Kirchenleitung einig", so die Kirchenleitung.

Man sehe aber auch, dass "eine solche öffentlich gewordene Vergangenheit das Handeln als Landesbischof und Repräsentant der Landeskirche gegenüber der Öffentlichkeit nachhaltig beeinträchtigen würde."

900 Menschen fordern mehr Abgrenzung mit Petition

Am Sonntag hatten zudem mehr als 900 Menschen eine Petition unterschrieben, die Rentzing nach dem Bekanntwerden eines Vortrags von ihm in der neurechten Berliner "Bibliothek des Konservatismus" sowie dessen Mitgliedschaft in einer Burschenschaft auffordert, sich von der neuen Rechten zu distanzieren.

Dazu erklärte das Landeskirchenamt, damit hätten Christen einer Sorge Ausdruck verliehen, die in der sächsischen Landeskirche gehört werden müsse: "Nämlich der Sorge, dass sich die Kirche nicht genug von rechtsextremen, menschen- und demokratiefeindlichen Tendenzen abgrenzt."

Die Debatten innerhalb der Landeskirche spiegelten die aktuelle gesellschaftspolitische Situation in Sachsen wider, die auch am Ergebnis der Landtagswahl zu erkennen sei. "Wir müssen uns weiter damit offensiv auseinandersetzen und zu einer klaren Bewertung bestimmter Positionen und ihres Verhältnisses zu unserem christlichen Glauben und den Grundlagen unserer Kirche kommen." Dazu müsse die gesamte Landeskirche geeignete Formen, Mittel und Wege finden.


Quelle:
KNA