Bischöfe loben die Friedliche Revolution von 1989

Wiedervereinigung "ein Geschenk"

Der frühere sächsische Landesbischof Jochen Bohl und der katholische Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, haben am Samstagabend in Prag die Friedliche Revolution von 1989 gewürdigt.

Trabis stehen bei einem "Fest der Freiheit" in der deutschen Botschaft in Prag / © Michael Heitmann (dpa)
Trabis stehen bei einem "Fest der Freiheit" in der deutschen Botschaft in Prag / © Michael Heitmann ( dpa )

"30 Jahre danach ist das Staunen für mich nicht geringer geworden. Auch nicht, was die Ereignisse in unserer Kirche angeht", sagte der ehemalige Landesbischof Bohl am Samstagabend in Prag. Der damalige Ruf der Demonstranten "Keine Gewalt" sei die kürzest mögliche Zusammenfassung der Bergpredigt Jesu. "Es schwang darin etwas mit von dem Glauben, der Berge versetzen kann - aber auch ein beschwörender Unterton angesichts höchst realer und begründeter Ängste."

Bohl betonte: "Die Kirchen waren die einzigen Institutionen in der Gesellschaft der DDR, die sich dem Druck des sozialistischen Staates zu widersetzen und trotz aller Pressionen ihr Eigenleben nach ihrem Selbstverständnis zu gestalten wussten". Er erinnerte an die Ökumenischen Versammlungen in Dresden und Magdeburg 1988/89 und ihre Texte zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung: "Sie halfen vielen Christinnen und Christen, in den Konflikten mit staatlichem Unrecht zu bestehen." 

Würdigung der "unerschrockenen Christenmenschen"

Der Altbischof bilanzierte: "Im Rückblick auf einen Höhepunkt in der Geschichte der Deutschen sehen wir dankbar, dass zahlreiche unerschrockene Christenmenschen wachsam und nüchtern geblieben waren und mutig und mit Gottvertrauen das Gerechte taten". Zugleich räumte Bohl ein, dass die neuen kirchlichen Möglichkeiten nach der Wiedervereinigung nicht unumstritten waren, etwa die Einführung des Kirchensteuereinzugs durch die Finanzämter oder die Einführung des Religionsunterrichts an staatlichen Schulen: "Das hielten nicht wenige in den Synoden und Kirchenleitungen für einen Rückbezug auf eine Zeit, die sich überlebt hatte." Insgesamt sei der Wandel in den vergangenen 30 Jahren "tiefgehender und anders als erwartet" verlaufen.

Einheit ein Geschenk

Timmerevers bezeichnete die Wiedervereinigung als "ein Geschenk". Eine der Errungenschaften in diesem Zusammenhang sei die Religionsfreiheit. "Es ist ein großes Geschenk, dass wir heute in Ostdeutschland in Freiheit leben und unseren Glauben bekennen können", so der Bischof von Dresden-Meißen. Für ihn sei zugleich eine Erkenntnis aus der deutschen Einheit: "Es gibt versöhntes Leben auf eine gemeinsame Zukunft hin."

Beide äußerten sich bei einer Begegnungsreise des Katholischen und des Evangelischen Büros in Sachsen sowie der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen anlässlich der Friedlichen Revolution vor 30 Jahren.

 


Heinrich Timmerevers, Bischof von Dresden-Meißen / © David Brandt (KNA)
Heinrich Timmerevers, Bischof von Dresden-Meißen / © David Brandt ( KNA )

Landesbischof Jochen Bohl (dpa)
Landesbischof Jochen Bohl / ( dpa )
Quelle:
KNA