Spitzenkandidaten auf Kirchenpodium zu Brandenburgs Zukunft

Erzbischof Koch appelliert an die Christen

Vor der Landtagswahl in Brandenburg haben Spitzenkandidaten und Experten in Potsdam auf Einladung der Kirchen über die Zukunft des Bundeslandes debattiert. Berlins Erzbischof Koch appellierte an die Christen: "Brandenburg braucht uns".

Heiner Koch, Erzbischof von Berlin / © Harald Oppitz (KNA)
Heiner Koch, Erzbischof von Berlin / © Harald Oppitz ( KNA )

"Beide Kirchen wissen sich von ihrer Botschaft und der christlichen Ethik verpflichtet, sich für die Werte der freiheitlichen Demokratie, für Menschenrechte und gegen Menschenverachtung jeder Art einzusetzen", sagte der evangelische Bischof Markus Dröge zum Auftakt am Donnerstagabend.

Der katholische Erzbischof Heiner Koch rief nachdrücklich zum Urnengang am 1. September auf. An die Christen appellierte er: "Ich bitte Sie alle, sich in Gesellschaft und Politik zu engagieren.Brandenburg braucht uns."

Wahl in einer "besonderen atmosphärischen Situation"

Dröge zufolge findet die Wahl 30 Jahre nach der friedlichen Revolution in einer "besonderen atmosphärischen Situation" statt: "Auf der einen Seite die historisch ziemlich einmalige Geschichte einer friedlichen Revolution, die zu Freiheit und Demokratie geführt hat. Auf der anderen Seite Sorgen, wie die Zukunft der Heimat aussehen kann und soll." Amtsbruder Koch mahnte: "Die Ausländer, die zu uns kommen, kommen als Menschen zu uns, die eine Würde haben - das dürfen wir nie vergessen."

Die Spitzenkandidatin der Grünen, Ursula Nonnemacher, sagte mit Blick auf den Klimaschutz: "Soziales und Klima dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden." Ähnlich sah es der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer: "Der Braunkohleausstieg stellt Brandenburg vor enorme Herausforderungen." Der Strukturwandel könne und müsse jedoch sozialverträglich gestaltet werden.

SPD-Wirtschaftsminister Jörg Steinbach erklärte: "Wir brauchen beim Thema Klimawandel einen Generationenvertrag über alle Partein hinweg." Wichtig sei es dabei, "die Bürger mitzunehmen, sonst schießen wir uns ins eigene Knie".

Linken-Spitzenkandidat Sebastian Walter sprach sich mit Blick auf den ländlichen Raum für eine Entschuldung der Kommunen aus, damit diese sich besser und freier entwickeln können. Zusätzlich wolle seine Partei über "Regionalbudgets" für eine weitere Finanzspritze sorgen.

Kirchen wichtige Strukturelemente

Brandenburgs CDU-Chef und Oppositionsführer Ingo Senftleben betonte, Kirchen, Feuerwehren und Heimatvereine seien wichtige Strukturelemente für Gemeinden auf dem Land. Seine Partei wolle deshalb fünf Euro Ehrenamtsgeld pro Einwohner einführen, damit die Kommunen mehr Geld für ihre Entwicklung zur Verfügung hätten.

Die religionspolitische Sprecherin der SPD im Brandenburger Landtag, Klara Geywitz, forderte einen besseren und leichteren Arbeitsmarktzugang für ausländische Fachkräfte: "Aber wir brauchen dazu in Brandenburg eine Atmosphäre der Offenheit und eine Willkommenskultur."

Der AfD-Kandidat Thomas Jung sagte, wenn Zuwanderung wegen des Fachkräftemangels erforderlich sei, "dann sollte man lieber Menschen aus Ländern nehmen, wo es positive Erfahrungen gibt: etwa der Ukraine oder Vietnam". Muslimische ausländische Fachkräfte lehne er ab.


Markus Dröge / © Jürgen Blume (epd)
Markus Dröge / © Jürgen Blume ( epd )
Quelle:
KNA