Mehr als 60 Tote bei Anschlag auf afghanische Hochzeitsgesellschaft

Taliban weisen Verantwortung zurück

Unter der Taliban-Herrschaft waren großen Hochzeitsfeiern verboten. Jetzt wurden bei einem Anschlag auf eine Feier in Kabul 63 Menschen getötet und fast 200 verletzt – die Taliban verurteilen die Tat.

Ein Soldat inspiziert die zerstörte Hochzeitshalle in Kabul.  / © Rafiq Maqbool / AP (dpa)
Ein Soldat inspiziert die zerstörte Hochzeitshalle in Kabul. / © Rafiq Maqbool / AP ( dpa )

Bei einem Selbstmordattentat auf eine Hochzeitsfeier in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind laut Medienberichten mindestens 63 Menschen getötet und mehr als 180 verletzt worden. Der Anschlag ereignete sich nach Angaben des Innenministeriums am späten Samstagabend im Westen der Stadt, wie der afghanische TV-Sender Tolo News am Sonntag berichtete.

Die Gegend ist mehrheitlich von Schiiten bewohnt, die in Afghanistan eine religiöse Minderheit sind und in der Vergangenheit bereits Ziel von Terrorattentaten waren. Nach Aussagen von Augenzeugen war auch die Hochzeitsgesellschaft schiitisch.

IS bekennt sich – Taliban weisen Verantwortung von sich

Der Vater der Braut sagte dem Sender, dass 14 Familienmitglieder bei dem Anschlag getötet worden seien. Drei weitere würden noch vermisst. Etwa 1.200 Gäste sollen zu der Feier eingeladen gewesen sein. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani sprach von einem "barbarischen Angriff". Der IS bekannte sich über den Messenger-Dienst Telegram zu der Tat.

Hochzeiten werden in Afghanistan groß gefeiert, mehr als 400 Gäste sind keine Ungewöhnlichkeit. Im Zentrum von Kabul sind nach dem Sturz der Taliban 2001 zahlreiche "Hochzeitspaläste" entstanden, die große Räumlichkeiten für solche oft mehrtägigen Feiern anbieten. Während des Taliban-Regimes waren große Hochzeitsfeiern verboten.

Die aufständischen Taliban wiesen eine Verantwortung für das Attentat von sich und verurteilten die Bluttat. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani bezeichnete den Anschlag als "unmenschlich" und erklärte weiter, die Taliban könnten sich hier nicht aus der Verantwortung ziehen, da sie eine "Plattform für Terroristen" böten.

Abkommen zwischen Taliban und USA in Aussicht

Der Anschlag erfolgte, nachdem im Wüstenemirat Katar einer weitere Verhandlungsrunde zwischen den USA und den Taliban über Frieden am Hindukusch zu Ende gegangen war. Die USA bemühen sich um ein Ende des fast 18-jährigen Konfliktes.

Es wird allgemein angenommen, dass das historischen Abkommen zwischen den Taliban und den USA in Kürze unterzeichnet werden könnte. US-Präsident Donald Trump erklärte am Samstag, Amerika stehe kurz vor einem "Deal", um den Konflikt beizulegen. Trotz der laufenden Friedensverhandlungen reißt jedoch die Welle der Gewalt in Afghanistan nicht ab.


Quelle:
KNA