Ordensmann sieht starken Stimmungswandel in Polen

"PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski gibt den Ton vor"

Der polnische Dominikanerpater und Soziologe Pawel Guzynski beobachtet einen starken Wandel der gesellschaftlichen Stimmung in Polen. Die Regierungspartei PiS gebe dabei die Richtung vor.

Dominikanerpater Pawel Guzynski beobachtet einen Stimmungswandel in der polnischen Gesellschaft / © tomertu (shutterstock)
Dominikanerpater Pawel Guzynski beobachtet einen Stimmungswandel in der polnischen Gesellschaft / © tomertu ( shutterstock )

"Der Ton gegen Schwule und Lesben in der Öffentlichkeit verschärft sich", sagte Dominikanerpater Guzynski im Interview des "Spiegel". "Wir haben in Polen in den vergangenen Jahren ein zunehmend liberales Klima genossen, aber das ändert sich gerade."

Mit verantwortlich dafür sind aus seiner Sicht Teile der polnischen Regierungspartei PiS und der Hierarchie der katholischen Kirche. "Betreiber und Publikum des katholischen Senders 'Radio Maryja' und die PiS bilden ein politisches Bündnis, sie sprechen inzwischen mit einer Stimme gegen die Lesben- und Schwulen-Gemeinde", sagte Guzynski.

Regierungspartei PiS als Beschützer katholischer Werte

Die PiS wolle sich vor den anstehenden Wahlen die Stimmen der traditionell eingestellten Wähler sichern, erläuterte der Soziologe. "PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski gibt den Ton vor. Einige Bischöfe stimmen mit ein."

Nach Einschätzung des Ordensmannes sehen viele in der Kirche in der PiS den einzigen Beschützer katholischer Werte und der Position der Kirche. "Man könnte den Eindruck gewinnen, Kaczynski sei der wahre Primas Polens." Dabei handele der Parteichef zu 50 Prozent aus Überzeugung und zu 50 Prozent aus "zynischem Machtkalkül".

Diskriminierung sexueller Minderheiten vermeiden

Dazu komme die polnische Kultur, die auch in der Politik zwischen Gut und Böse, Himmel und Hölle, Engeln und Teufeln unterscheide. Guzynski bezeichnete sich selber als "gemäßigten Kritiker gesellschaftlicher Modernisierung, wenn es um die Familie und die Sexualmoral geht". Sexuelle Minderheiten dürften aber nicht diskriminiert werden. Aufgabe des Staates sei es, dass alle Gruppen friedlich zusammenlebten, sagte der Ordensmann.

Die Kirche sollte demgegenüber eine Debatte über die ethischen Fragen anstoßen, aber keine politische Debatte führen.


Quelle:
KNA