Politik und Kirche würdigen zum 20. Juli Widerstand in NS-Zeit

Ansporn, mutig für Werte einzustehen

​Hochrangige Vertreter aus Politik und Kirche haben zum 75. Jahrestag des Hitler-Attentats am heutigen Samstag den Kampf gegen den Nationalsozialismus gewürdigt. Für Kardinal Woelki machen die Männer und Frauen des 20. Julis auch heute noch Mut.

Militärhistorisches Museum Dresden mit einer Fotocollage des Sprengstoffattentat auf Hitler / © Sebastian Kahnert (dpa)
Militärhistorisches Museum Dresden mit einer Fotocollage des Sprengstoffattentat auf Hitler / © Sebastian Kahnert ( dpa )

Die katholischen Erzbischöfe von Köln und Berlin haben zum 75. Jahrestag des Hitler-Attentats am heutigen Samstag den Einsatz der Widerstandskämpfer gewürdigt. 

"Dankbar denke ich heute an die Männer und Frauen des 20. Juli", schrieb der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki auf Twitter: "Vor 75 Jahren haben sie eine Leuchtspur in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte gezogen. Dass sie unerschrocken der Stimme ihres Gewissens gefolgt sind, macht auch heute noch Mut."

Berliner Erzbischof Koch: "Wir dürfen nicht wegschauen"

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch nannte im rbb-Radio den 20. Juli einen "Tag, der uns ermutigen sollte, für unsere Überzeugung einzustehen". Zugleich rief er zum Widerstand «gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz» auf. "Gemessen an den Verhältnissen im Dritten Reich leben wir in einer völlig anderen Gesellschaft", ergänzte Koch:

"Dennoch wird die Ablehnung anderer Kulturen, Religionen und Denkweisen in unserem Land wieder hoffähig." Die Verrohung der Sprache nehme ebenso zu wie Gewalt, Populismus, Ausgrenzung und radikale Ansichten, kritisierte Koch und mahnte: "Wir dürfen nicht wegschauen."

Bischofshaus in Fulda war Ort der Beratung

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber sieht eine "wachsende Verunsicherung und aufkeimende Nationalismen" in Deutschland. Die Antwort darauf müsse eine "Solidarisierung ganz unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen" sein, so Gerber am Mittwoch anlässlich des 75. Jahrestags des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Die Widerstandsbewegung habe damals Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Kreisen eingebunden.

Er blicke "mit Hochachtung und voller Respekt" auf diese Frauen und Männer. Das Bischofshaus in Fulda war den Angaben zufolge im Vorfeld des Attentats von Claus Schenk Graf von Stauffenberg für einige Widerstandskämpfer zu einem Ort der Beratung geworden. Belegt seien Besuche von Helmuth James Graf von Moltke und Jesuitenpater Alfred Delp beim damaligen Diözesanbischof Johannes Dietz.

Bundespräsident: "Wichtiger Teil der deutschen Freiheitsgeschichte"

"Alle, die Widerstand geleistet haben, haben Freiheit, Gesundheit, sogar ihr Leben riskiert", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Videobotschaft. Er erinnerte auch an das Schicksal der Gruppe um Sophie Scholl, das von Georg Elser und anderen. Viel zu lange sei ihnen die Anerkennung verweigert worden, obwohl sie ein "so wichtiger Teil der deutschen Freiheitsgeschichte" seien.

Nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnt das Gedenken an die Männer und Frauen des 20. Juli zur Wachsamkeit: "Sie mahnen uns, wachsam zu sein und Rassismus und Nationalismus in all seinen Facetten entgegenzutreten", sagte sie am Samstagmittag bei einem feierlichen Gelöbnis von Bundeswehrsoldaten in Berlin.

Bundeskanzlerin: Entschlossenheit sei bleibende Mahnung für alle

Bei einem feierlichen Gelöbnis von Bundeswehrsoldaten in Berlin und bei der anschließenden Gedenkfeier im Bendlerblock bezeichnete Merkel die Widerstandskämpfer als Vorbilder für alle Menschen heute: "Setzen auch wir uns ein für Menschlichkeit, Recht und Demokratie und zeigen wir Zivilcourage, wenn wir Zeugen von Rassismus oder Antisemitismus werden."

Anschließend legte sie einen Kranz nieder an der Stelle, an der Claus Schenk von Stauffenberg und andere Hitler-Attentäter in der Nacht zum 21. Juli 1944 erschossen wurden. Vor 75 Jahren hatten die Attentäter um Stauffenberg vergeblich versucht, Adolf Hitler durch eine Bombe zu töten und das nationalsozialistische Terrorregime dadurch zu beenden.

Auch für die Zukunft lernen

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erklärte mit Blick auf die Attentäter von 1944: "Aus der Geisteshaltung, kompromisslos für die Menschlichkeit einzustehen und konsequent danach zu handeln, können wir auch für die Gegenwart und für die Zukunft viel lernen." Das Gedenken gelte auch den Familienangehörigen.

Vor 75 Jahren versuchten die Attentäter um den Grafen Claus Schenk von Stauffenberg vergeblich, Adolf Hitler durch eine Bombe zu töten und das nationalsozialistische Terrorregime dadurch zu beenden. Am heutigen Samstag sind mehrere Gedenkveranstaltungen geplant. Bei der zentralen Gedenkfeier im Bendlerblock in Berlin spricht unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Anschließend wird sie einen Kranz niederlegen an der Stelle, an der Stauffenberg und andere in der Nacht zum 21. Juli 1944 erschossen wurden.


Rainer Maria Kardinal Woelki / © Julia Steinbrecht (KNA)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Erzbischof Heiner Koch / © Christoph Busse (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Christoph Busse ( KNA )

Der Bischof von Fulda, Michael Gerber / © Angelika Zinzow (KNA)
Der Bischof von Fulda, Michael Gerber / © Angelika Zinzow ( KNA )

Angela Merkel mit Annegret Kramp-Karrenbauer bei der Gedenkfeier in Berlin / © Michael Kappeler (dpa)
Angela Merkel mit Annegret Kramp-Karrenbauer bei der Gedenkfeier in Berlin / © Michael Kappeler ( dpa )

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht anlässlich der feierlichen Eröffnung der Humboldt-Saison an der Päpstlichen Katholischen Universität von Ecuador / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht anlässlich der feierlichen Eröffnung der Humboldt-Saison an der Päpstlichen Katholischen Universität von Ecuador / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Quelle:
KNA