Rechtspopulismus in Mitte der Gesellschaft laut Studie nun normaler

Handlungsaufforderung für die Politik

Ein Drittel der Deutschen vertritt laut einer Studie eine nicht-liberale Einstellung gegenüber der Demokratie. Dennoch spricht sich eine Mehrheit für eine Vielfalt der Gesellschaft, eine Stärkung der EU sowie für die Demokratie aus.

Wachsender Rechtspopulismus und Extremismus in Deutschland / © Stephanie Pilick (dpa)
Wachsender Rechtspopulismus und Extremismus in Deutschland / © Stephanie Pilick ( dpa )

Das geht aus einer in Berlin vorgestellten Erhebung im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung hervor. Das Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld hatte für die "Mitte-Studie" 1.890 Deutsche zur Verbreitung rechtsextremer, menschenfeindlicher und antidemokratischer Einstellungen befragt.

Wie die Stiftung erklärte, äußerten sich 2 bis 3 Prozent der Befragten offen rechtsextrem. Jede fünfte befragte Person habe deutliche rechtspopulistische Einstellungen geteilt, bei 42 Prozent lasse sich eine Tendenz dahingehend feststellen. Über die gesamte Bevölkerung hinweg hat es den Angaben zufolge keine zunehmende Verbreitung von rechtspopulistischen Einstellungen gegeben. Diese seien in der Mitte normaler geworden, hieß es.

Der klassische Antisemitismus war den Angaben zufolge bei 6 Prozent der Befragten vertreten, der israelbezogene Antisemitismus fand bei 24 Prozent Zustimmung - beide Werte veränderten sich im Vergleich zur vorhergehenden Studie aus dem Jahr 2016 nur minimal.

Negative Äußerungen über Asylbewerber

Jeder zweite Befragte äußerte sich zudem negativ über Asylbewerber, wie die Studien-Autoren mitteilten. Dies seien mehr als noch im Jahr 2016, obwohl die Zahl der Asylsuchenden rückläufig sei. Den Angaben zufolge stieg die Zahl der Befragten, die sich abwertend über Asylsuchende äußerten, von 49,5 im Jahr 2016 auf jetzt 54,1 Prozent.

Laut der Studie zeigen sich auch Auffälligkeiten bei einigen Bevölkerungsgruppen: So zeichnete sich bei AfD-Wählern eine deutlich häufigere Zustimmung zu menschenfeindlichen, rechtspopulistischen und rechtsextremen Einstellungen ab. Auch jüngere Menschen seien insgesamt mindestens genauso häufig menschenfeindlich und rechtsextrem eingestellt wie Ältere, hieß es. So habe etwa die Verharmlosung des Nationalsozialismus unter Jüngeren zugenommen.

Handlungsaufforderung für die Politik

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter sieht in den Ergebnissen der Studie eine klare Handlungsaufforderung für die Politik: Demokratiebildung müsse gestärkt, Vorurteile sowie Rassismus sollten von der Gesellschaft entschieden geächtet werden. Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Eva Högl, zeigte sich darüber hinaus besorgt über die Abwertung von Asylbewerbern und forderte eine verbesserte Integration.

Die Lehrergewerkschaft VBE beanstandete zudem fehlende Mittel zur politischen Bildung an Schulen. Auch gibt es zu wenige Fortbildungs-Angebote für Lehrer, wie VBE-Chef Udo Beckmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte. Die Initiative kulturelle Integration verwies darauf, sich von den Ergebnissen der Studie nicht entmutigen zu lassen und gute Beispiele für ein gelingendes Zusammenleben nicht zu ignorieren.


Quelle:
KNA
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