Bischof Overbeck sieht Vertrauenskrise in der EU

"Demokratie neu gestalten"

Der Vizepräsident der EU-Bischofskommission, Overbeck, sieht eine Vertrauenskrise in der EU. Als "traurige Spitze" nannte Overbeck den Brexit. Erstmals in der Geschichte der europäischen Integration wolle ein Land die Union verlassen.

 (DR)

"Das europäische Projekt scheint an Schwung verloren zu haben, seit die gefühlte Gefahr von Krieg und Zerstörung in immer weitere Ferne rückt", sagte Overbeck am Donnerstagabend in Brüssel bei einer Diskussion in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalens. 

Viele Deutsche trauten derzeit keiner Partei zu, für soziale Gerechtigkeit in Europa zu sorgen, so so der COMECE-Vizepräsident. "Die Welt ist zunehmend komplexer und eine Rückkehr zu ehemals Vertrautem ist faktisch ausgeschlossen", sagte der Bischof. Die einzige Möglichkeit, die bleibe, sei ein "Sich-vertraut-machen" mit Veränderungen. Wie der Glaube sei Demokratie etwas, das jede Generation neu und auf ihre eigene Weise leben und gestalten müsse.

Argumente gegen den Populismus

Zudem braucht Vertrauen laut Overbeck konkrete Personen. "Die Gesichter der Integration sind Konrad Adenauer und Robert Schuman, Helmut Kohl und Francois Mitterrand, aber weniger Angela Merkel und Emmanuel Macron", so der Bischof.

Er forderte, dem Populismus "argumentativ" entgegenzutreten und nicht durch die Konstruktion von Feindbildern. Andernfalls werde viel "Vertrauen in das zerstört, was Europa ist und was es will". Die katholische Kirche in Deutschland und Europa verfolge nationalistische und populistische Tendenzen mit Sorge und wolle Verantwortung übernehmen.

Die Werte und Prinzipien der EU seien ein Schlüssel zur Wiedergewinnung von Vertrauen und zur Überwindung von ökonomischen und politischen Krisen, so Overbeck.

 

Quelle:
KNA