Scharfe Kritik der Kirche an Venezuelas Präsident Maduro

"Das ist Sünde!”

Der stellvertretende Vorsitzende der venezolanischen Bischofskonferenz hat die Gewalt vom Wochenende scharf verurteilt. Beim Versuch, Hilfslieferungen ins Land zu bringen, hatten Militärs auf Zivilisten geschossen und LKWs angezündet.

Autor/in:
Ina Rottscheidt
Krise in Venezuela / © Rafael Hernandez (dpa)
Krise in Venezuela / © Rafael Hernandez ( dpa )

"Das ist nicht nur eine Sünde, sondern auch ein unmoralischer und unmenschlicher Akt, für den sie sich vor Gott verantworten müssen!” Mit deutlichen Worten hat der stellvertretende Vorsitzende der venezolanischen Bischofskonferenz Monsignore Mario Moronta das Vorgehen von Venezuelas Polizei und Sicherheitskräften am Wochenende verurteilt.

In einer Botschaft, die über die Radiostationen und sozialen Netzwerke verbreitet wurde, rief er sie dazu auf, die Verfassung zu respektieren: "Ihr habt auf die Verfassung geschworen und euch verpflichtet, das Volk zu schützen und für sein Wohlergehen zu sorgen!”, hieß es dort.

Hilfslieferungen angezündet

Wegen der katastrophalen Versorgungslage in Venezuela hatte der selbsternannte Interimspräsident Juan Guaidó am Wochenende gemeinsam Venezolanern und internationalen Partnern versucht, Hilfsgüter ins Land schaffen zu lassen. Venezuelas Staatschef Nicolas Maduro lehnt das als internationale Einmischung in innere Angelegenheiten kategorisch ab. Er ließ Sicherheitskräfte mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Helfer vorgehen. Videos im Internet zeigen, wie Nationalgardisten die Fracht mit Benzin übergossen und anzündeten.

Bischof Moronta verurteilte die Vernichtung von Hilfslieferungen angesichts der Lage in seinem Land: "Es ist sehr bedauerlich, dass diejenigen, die für das Volk sorgen sollten, jetzt dort an der Grenze die Ladungen mit der so dringend benötigten Hilfe verbrannt haben!”

Brief an Maduro

Noch zu Beginn der vergangenen Woche hatte Moronta einen Brief an Maduro gerichtet, in dem er ihn im Namen der gesamten Bischofskonferenz ermahnt hatte, ein Blutvergießen zu verhindern. "Ich habe ihm geschrieben, dass es kein Verrat an unserem Vaterland ist, Lebensmittelieferungen zuzulassen”, so der Bischof, "nun muss ich leider sehen, dass unsere Botschaft nicht gehört und nicht beachtet wurde.” Das venzolanische Volk rief er zu Solidarität mit den Menschen an der Grenze auf: "Sie brauchen unsere Gebete!”, sagte er.

Zwei Menschen wurden bei Zusammenstößen mit venezolanischen Sicherheitskräften getötet, fast 300 Menschen wurden verletzt. Angesichts der Opfer rief Moronta die Streitkräfte zur Mäßigung auf: "Im Namen Gottes bitte ich Euch: Schießt nicht auf euer eigens Volk”, sagt er in seiner Ansprache, "stellt euch nicht gegen die Menschen, vergesst nicht, dass ihr Teil des Volkes seid!” Er bete zu Gott, so Moronta weiter, dass er die Herzen und das Gewissen aller erreiche, die derzeit einer Ideologie hinterherliefen, anstatt als Volksvertreter dem Volk zu dienen.

Die Kirche in Venezuela steht zunehmend im Fadenkreuz, immer wieder hatte sie in den vergangenen Monaten zur Mäßigung aufgerufen. Zugleich aber hatte sie Maduro auch für seine zunehmend autokratische Politik kritisiert. Im Sommer 2018 hatten venezolanischen Bischöfe eine Erklärung veröffentlicht, in der sie die Regierung für die Krise verantwortlich machten. Präsident Maduro hat daraufhin der Kirche vorgeworfen, "Hassreden" zu verbreiten und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen einige Bischöfe veranlasst.


Quelle:
DR