Bischof Timmerevers vor Wahl in Sachsen

Es knistert im Land

Im September finden die Landtagswahlen in Sachsen statt. Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers ist mit Blick auf die bevorstehende Wahl zuversichtlich: "Sachsen hat bewiesen, es kann Demokratie" – doch er nimmt auch das Gegenteil wahr.

Sitzung des Sächsischen Landtages  / © Sebastian Kahnert (dpa)
Sitzung des Sächsischen Landtages / © Sebastian Kahnert ( dpa )

Bischof Timmerevers sagte am Dienstag im Interview mit dem Portal katholisch.de, das Land habe mutige Menschen, die sich für ihre Überzeugungen einsetzten, die Sachsen bräuchten keine Belehrung, wen sie wählen sollen. Die Landtagswahl in Sachsen findet am 1. September statt.

Waches Interesse und Resignation

Zugleich spüre er schon jetzt, dass es "im Land knistert", weil alle auf den Tag der Wahl schauten. Bei seinen Besuchen in Pfarreien und unterschiedlichen Gruppen stelle er gegensätzliche Einstellungen fest. Er erkenne einerseits ein "waches Interesse an politischen Themen" und andererseits Resignation in der Bevölkerung. Auch Unsicherheit und Angst vor der Zukunft seien spürbar. Einige Menschen fragten sich, ob Globalisierung, Mobilisierung und Digitalisierung zum "Segen oder eher zum Fluch" dienten.

Mit Blick auf die Chancen der AfD bei der Wahl sagte Timmerevers, die Umfrageergebnisse seien sechs Monate vor der Wahl "nicht eindeutig". "Wir wissen, wie sehr unvorhergesehene Ereignisse Stimmung machen und sich in Wahlergebnissen widerspiegeln", so der Bischof. Für sehr viele Christen sei klar, dass "die freiheitliche Demokratie die beste Staatsform ist, die wir haben". Diese lebe vom Zusammenstehen und dem Arbeiten daran, Spaltungen zu überwinden. Er finde es deshalb nicht hilfreich, "wenn emotionsgeladener Protest sich auf Wahlzetteln niederschlägt".

Aus Fehlern lernen

Zu Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschen 30 Jahre nach dem Fall der Mauer sagte der Bischof, viele Ostdeutsche seien nach der Wiedervereinigung schwer enttäuscht worden. Vergangene Fehler zu klären, sei eine Voraussetzung für Versöhnung und Verständigung. Insgesamt müsse mehr miteinander gesprochen werden, nicht nur zwischen Ost und West, auch zwischen Alt und Jung, Stadt und Land. "Wir brauchen den Mut, die Geschichte des Anderen zu hören, zu verstehen."

Die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen in Sachsen hat zur Landtagswahl das Projekt "SachsenSofa" ins Leben gerufen. Ziel sei es, Menschen in ländlichen Regionen mit Personen ins Gespräch zu bringen, "die man sonst eher nur im Fernsehen oder Radio wahrnimmt", sagte Timmerevers. Es gehe darum, in Dialog zu treten und Sachsen von einer anderen Seite zu zeigen.

In der Reihe spricht der Bischof am Dienstag mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Weitere Gäste sind die frühere Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) oder ZDF-Chefredakteur Peter Frey.


Heinrich Timmerevers, ernannter Bischof von Dresden-Meißen / © Harald Oppitz (KNA)
Heinrich Timmerevers, ernannter Bischof von Dresden-Meißen / © Harald Oppitz ( KNA )

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer / © Monika Skolimowska (dpa)
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer / © Monika Skolimowska ( dpa )

Polizisten sichern eine Demonstration der rechtspopulistischen Bewegung Pro Chemnitz / © N.N. (dpa)
Polizisten sichern eine Demonstration der rechtspopulistischen Bewegung Pro Chemnitz / © N.N. ( dpa )
Quelle:
KNA