​Landesregierung: Unterdrückung von DDR-Christen hochaktuell

"Religionsfreiheit hohes Gut"

Die Thüringer Landesregierung wertet die Auseinandersetzung mit der Unterdrückung von Christen in der DDR als "hochaktuelles Thema". Ein Forschungsprojekt dazu war an Finanzierungsfragen gescheitert.

 (DR)

Man könne aus dem Thema "gerade heute lernen, welch hohes Gut Religionsfreiheit ist", sagte die für die Aufarbeitung von SED-Unrecht zuständige Staatssekretärin Babette Winter (SPD) am Donnerstagabend in Erfurt.

Bei der Auftaktveranstaltung des neuen "Colloquiums zur Zeitgeschichte des Christentums", das sich mit Kirchen in der DDR beschäftigt, lobte Winter: "Hier werden Wissenschaft, Zeitzeugen und interessierte Bürger miteinander ins Gespräch gebracht, und das hilft, das Thema stärker in die Öffentlichkeit zu bringen." Sie hoffe, das Kolloquium sei "kein Strohfeuer, sondern fällt auf fruchtbaren Boden". Das Kooperationsprojekt der Uni Erfurt mit der Thüringer Staatskanzlei soll mit einem Workshop im Februar fortgesetzt werden.

Kirchenfotos "immer ohne Menschen"

Der Erfurter Kirchenhistoriker Jörg Seiler sagte, derzeit boomten Publikationen mit DDR-Alltagsfotografien. Das Besondere an Bildern aus dem Leben von Christen in der DDR sei, dass Diskriminierung zwar nicht direkt sichtbar sei, "aber die Bilder immer in einem besonderen Kontext stehen und dadurch häufig eine politische Dimension haben".

Seiler verwies auf ein Foto von 1981, das eine scheinbar endlose Menschenmasse auf dem Erfurter Domplatz zum Gottesdienst am 750. Todestag der heiligen Elisabeth von Thüringen zeigt. "Solch eine öffentliche katholische Massenveranstaltung kann ein Zusammengehörigkeitsgefühl verstärken", so der Kirchenhistoriker. Die Berliner Zeithistorikerin Elena Demke sagte, prominente DDR-Propaganda-Fotografen seien "durchaus auch vom Staat beauftragt" worden, Kirchenneubauten abzulichten - "aber interessanterweise immer ohne Menschen".

Forschung scheiterte an Finanzierung

Anfang November war die Finanzierung eines Forschungsprojekts zur Diskriminierung von Christen in der DDR geplatzt; die Thüringer Programmkommission unter Vorsitz von Staatssekretär Markus Hoppe (SPD) hatte einen entsprechenden Förderantrag abgelehnt. Die Kirchen zeigten sich damals sehr enttäuscht.

Das von der Arbeitsgemeinschaft "Christen, Kirchen und andere christliche Religionsgemeinschaften im DDR-Unrechtsstaat" angeregte Projekt war von der Thüringer Landesregierung als Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vorgesehen gewesen.


Quelle:
KNA