Nach See-Konflikt: Kiewer Patriarch ruft zu Gebeten auf

"Ukraine gegen Aggressor verteidigen"

Der Patriach von Kiew kritisiert Moskau scharf. Grund ist ein Konflikt zwischen der Ukraine und Russland am Wochenende im Asowschen Meer. Nach Ukraines Präsident Poroschenko soll ab Mittwoch das Kriegsrecht gelten.

Krim-Brücke über die Meerenge von Kertsch / © N.N. (dpa)
Krim-Brücke über die Meerenge von Kertsch / © N.N. ( dpa )

Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hat Russland wegen der militärischen Konfrontation vor der Halbinsel Krim scharf kritisiert. "Ich erhebe wieder meine Stimme gegen die Brudermörder - die neuen Kains, die unsere Völker als Brüder bezeichnen und zu unserem Haus kamen, um Blut zu vergießen und uns zu versklaven", protestierte der Kiewer Patriarch Filaret am Montag in einer schriftlichen Erklärung.

Aufruf zum Gebet

"Kommt zur Vernunft und hört auf, Böses zu tun! Legt Euer Schwert nieder und geht zurück nach Hause!" Das Kirchenoberhaupt rief die Gläubigen auf, "für den Sieg und Frieden für die Ukraine" zu beten. Gott solle die ukrainischen Soldaten segnen, die das Land gegen den "Aggressor" verteidigten.

Die Russische Föderation habe am Sonntag einen offenen Akt der Aggression gegen die Ukraine begangen. An der Meerenge von Kertsch hätten russische Grenzeinheiten drei ukrainische Kriegsschiffe gekapert und ukrainische Soldaten verletzt und gefangengenommen, so Filaret.

Poroschenko verhängt Kriegsrecht

Angesichts des Konflikts mit Russland im Asowschen Meer will der ukrainische Präsident Petro Poroschenko ab Mittwoch das Kriegsrecht verhängen. Es soll am Mittwoch um 9.00 Uhr Ortszeit (8.00 Uhr MEZ) in Kraft treten. Der Ausnahmezustand solle 30 Tage dauern, sagte der Staatschef am Montag in einer TV-Ansprache.

Zudem soll das Außenministerium umgehend eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats und des ständigen Rats der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) einleiten, hieß es.

Vorfall in der Meerenge von Kertsch

Hintergrund ist ein Streit mit dem Nachbarn Russland. Am Wochenende hatte die russische Küstenwache Patrouillenbooten der ukrainischen Marine die Durchfahrt in der Meerenge von Kertsch vor der annektierten Halbinsel Krim verweigert.

Eines der Schiffe wurde dabei gerammt. Später wurden alle drei ukrainischen Schiffe aufgebracht. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB begründete die Blockade mit einer Grenzverletzung. Kiew bestreitet dies.

Deutschland: Blockade nicht akzeptabel

Die Bundesregierung rief zur Zurückhaltung und Deeskalation auf. Außenminister Heiko Maas sagte: "Die Entwicklungen rund um das Asowsche Meer sind sehr besorgniserregend. Es ist nicht akzeptabel, dass es dort eine Blockade durch Russland gibt."

Auch die Nato wird sich mit dem Konflikt befassen. Auf Bitten des ukrainischen Präsidenten sei eine Sondersitzung der Nato-Ukraine-Kommission einberufen worden, teilte das Militärbündnis mit. Bei dem Treffen soll die aktuelle Situation diskutiert werden. Die Sitzung werde am Nachmittag stattfinden.

Durchfahrt durch Meerenge von Kertsch seit 2004 garantiert

Der Europarat warnte ebenfalls vor einer Zuspitzung der Lage. "Es ist von allergrößter Wichtigkeit, jede weitere Eskalation in der Region zu vermeiden", erklärte der Generalsekretär des Europarats, Thorbjørn Jagland, am Montag. Die freie Durchfahrt für Schiffe durch die Meerenge von Kertsch sei durch ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine seit 2004 garantiert. Dieses Abkommen müsse respektiert werden, forderte Jagland. Sowohl die Ukraine als auch Russland sind Mitgliedstaaten des Europarats.


Ukraines Präsident Petro Poroschenko (dpa)
Ukraines Präsident Petro Poroschenko / ( dpa )

Der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret Denyssenko / © Alexey Furman (KNA)
Der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret Denyssenko / © Alexey Furman ( KNA )

Außenminister Heiko Maas (SPD) / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Außenminister Heiko Maas (SPD) / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Quelle:
KNA , dpa