Ex-EU-Parlamentspräsident: Religionen müssen "Mauern einreißen"

Europa braucht eine "Seele"

Noch bis diesen Freitag findet ein Europakongress unter dem Titel "Wie prägt Religion Europa" in Paderborn statt. Der ehemalige Präsident des Europäischen Parlamentes, Hans-Gert Pöttering, beklagt in der Eröffnungsrede einen Bedeutungsverlust der Religionen in Europa.

 (DR)

Dabei seien die Religionen gefordert, "Mauern einzureißen und Brücken zu bauen", sagte Pöttering am Mittwochabend zur Eröffnung des Europakongresses "Religiöse Minderheit – kultureller Mehrwert. Wie prägt Religion Europa" in Paderborn.

EU sei ein "Wunder unserer Zeit"

Europa dürfe nicht denen überlassen werden, die von sich behaupteten, das Volk zu vertreten, und die einem neuen Nationalismus das Wort redeten: "Wir müssen diese Auseinandersetzung offensiv führen." Die Europäische Union sei ein "Wunder unserer Zeit: Es lohnt sich, dafür einzutreten".

Pöttering warnte mit Worten des französischen Politikers Jacques Delors, Europa brauche eine "Seele", weil es mehr denn je mit ethischen und politischen Fragen konfrontiert werde. Dieses Anliegen habe Papst Franziskus aufgenommen, als er mahnte, die "Idee Europas" müsse aktualisiert werden.

Mitgestalter: Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken

Beim Europakongress werden auf Einladung des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken und der Katholischen Hochschule NRW bis Freitag mehr als 300 Teilnehmer diskutieren. Schirmherrin ist Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Auf dem dreitägigen Treffen haben sich unter anderen die frühere Vatikan-Botschafterin Annette Schavan, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sowie der Schriftsteller und Friedenspreisträger Navid Kermani angekündigt.

Die Säkularisierung Europas schreite fort, die Bedeutung von Religion nehme ab, hieß es in der Begrüßung des Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Georg Austen, und des Hochschulrektors Hans Hobelsberger. Als "Problemfall" stünden Religionen jedoch ganz oben auf der Tagesordnung, sagte Hobelsberger und verwies auf Stichworte wie "Islam" und "religiös verbrämte" Nationalisierungstendenzen.

Der Präsident des Bonifatiuswerkes, Heinz Paus, machte den Zuhörern im Paderborner Rathaus Mut. Das katholische Hilfswerk für die Diaspora in Deutschland und Nordeuropa bringe viel Erfahrung für Fragen des Glaubens in einer säkularen Welt mit. Man wisse, dass von christlichen Traditionen auch in einer Minderheitensituation starke Impulse ausgehen könnten.


Quelle:
KNA