Der Fall Asia Bibi in Zeiten von Asyldebatten in Deutschland

"Ein Zeichen an die entsprechenden Regionen"

Die Christin Asia Bibi ist der Todesstrafe in Pakistan entkommen und freigesprochen worden. Verschiedene deutsche Politiker wollen ihr Asyl gewähren. Müsste dies nicht für alle verfolgten Christen gelten? Der CDU-Politiker Heribert Hirte sagt: "Ja".

Prof. Heribert Hirte / © Gregor Fischer (dpa)
Prof. Heribert Hirte / © Gregor Fischer ( dpa )

DOMRADIO.DE: Der Anwalt von Asia Bibi äußert den Wunsch, dass sie nach Deutschland kommt. Es gibt auch verschiedene Bundestagsabgeordnete der verschiedensten Parteien, die diese Idee befürworten. Sie haben als Vorsitzender des Stephanuskreises von CDU und CSU auch einen Brief an den pakistanischen Botschafter verfasst. Was steht denn da drin?

Heribert Hirte (CDU-Bundestagsabgeordneter, Vorsitzender des überkonfessionellen Stephanuskreises in der Union): Wir haben uns zunächst einmal darüber gefreut, dass das oberste pakistanische Gericht die Verurteilung aufgehoben hat. Wir haben die pakistanische Regierung über die Botschaft aufgefordert, für die Sicherheit von Asia Bibi zu sorgen. Denn das ist der entscheidende Punkt, dass sie, ihre Familie und alle, die sie in dem Prozess auch unterstützt haben, auf Dauer in Sicherheit sein können. Deshalb haben wir die Regierung aufgefordert, den Vorstellungen entgegenzutreten, die diese Kritik und diesen Hass gegen Asia Bibi ausgelöst haben.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist das Ganze aber auch ein politisch heikles Thema. Man kann nicht, wie bei anderen Flüchtlingen, Migranten einfach sagen: "Kommen Sie nach Deutschland". Es gibt zwar Präzedenzfälle. Mit Hilfe der Bundeskanzlerin sind zum Beispiel 2016 syrische Widerstandskämpfer aus dem IS-Gebiet befreit worden. Einfach gefragt: Wie realistisch ist es denn, dass es dazu kommt, dass es dieses Asyl in Deutschland für Asia Bibi gibt?

Hirte: Ich glaube, die entscheidende Frage ist gar nicht, ob sie einen Asylanspruch hat. Den hat sie aus meiner Sicht sicher. Das wäre auch völlig unproblematisch. Das würde auch für ihre Familie gelten.

Sondern die Frage ist, auf welchem politischen und sicheren Wege sie nach Deutschland kommen kann. Man muss ja überlegen, dass diejenigen, die sie ausreisen lassen, dann ihrerseits auch unter Gefahr stehen. Das sind sehr komplexe Angelegenheiten. Da braucht man sehr viel diplomatisches Geschick. Ob sie dann in Deutschland sicher ist, wenn der Name bekannt ist, wenn der Personenkreis bekannt ist - auch dies ist ein Problem, dessen man sich vorher annehmen muss.

DOMRADIO.DE: Wenn Deutschland sie aufnimmt und versucht ihre Sicherheit zu gewähren, dann schafft man ja eigentlich auch einen Präzedenzfall. Dann müsste man doch eigentlich auch allen anderen verfolgten Christen aus Pakistan oder in anderen Ländern, wo es noch schlimmer aussieht, sofort sagen: "Kommt nach Deutschland, hier seid ihr sicher."

Hirte: Das ist völlig richtig. Deshalb haben wir uns als Stephanuskreis der Union auch immer für solche Christen eingesetzt. Dass wir einige dieser Christen bei uns aufnehmen, ist auch ein Zeichen an die entsprechenden Regionen, dass sie eine andere Haltung gegenüber dem radikalen Islam einnehmen müssen. Gerade der Fall hier zeigt es wieder, dass es durchaus den Willen gibt, diese radikal-islamischen Bewegungen im eigenen Land zurückzudrängen.

DOMRADIO.DE: Der Wille ist da, Asia Bibi aufzunehmen. Antworten Sie mir mit einem Wort: Wird es klappen oder wird es nicht klappen?

Hirte: Das kann ich vorher nicht sagen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Pakistanische Katholikin Asia Bibi / © N.N. (British Pakistani Christian Association)
Quelle:
DR