Christin Asia Bibi soll Pakistan verlassen haben

Verbleib weiter ungewiss

Pakistan hat Berichte über die Ausreise von Asia Bibi ins Exil dementiert. "Das sind Fake News", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Islamabad am Donnerstag. Bibis Anwalt hatte zuvor ausgesagt, Bibi sei ausgereist. 

Ein Plakat mit einem Porträt von Asia Bibi / © P. Razzo (KNA)
Ein Plakat mit einem Porträt von Asia Bibi / © P. Razzo ( KNA )

Der Anwalt Saif-ul-Malook erklärte, Bibi befinde sich an einem unbekannten Ort außer Landes, wie der pakistanische Sender Geo TV am Donnerstag berichtete. Malook war am Samstag selbst aus Pakistan in die Niederlande geflohen, weil er um sein Leben fürchtete. 

Informationsminister Fawad Chaudhry nannte auf Twitter Medienberichte über eine Flucht von Asia Bibi ins Ausland "verantwortungslos". Die Berichte über eine Ausreise der vom Vorwurf der Blasphemie freigesprochenen Katholikin waren erschienen, nachdem die Behörden die Entlassung von Asia Bibi aus dem Gefängnis in Multan und ihrem Flug zu einem "unbekannten Ziel" bekanntgegeben hatten. Wie die Tageszeitung "Dawn" berichtete, war Asia Bibi am Mittwochabend nach Islamabad geflogen und in der pakistanischen Hauptstadt zu einem sicheren Aufenthaltsort gebracht worden. Asia Bibi und ihre Familie haben Morddrohungen der Islamisten erhalten. Der radikale Islam ist in Pakistan die einflussreichste politische Kraft.

Asia Bibi war am Mittwoch vergangener Woche vom Vorwurf der Blasphemie freigesprochen worden und so der Todesstrafe entgangen. In den Tagen danach kam es in ganz Pakistan zu gewalttätigen Protesten der radikalislamischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) gegen den Freispruch. Nach der Zusicherung der Regierung, eine Revision des Urteils nicht zu blockieren und ein Ausreiseverbot für Asia Bibi zu verhängen, beendete die TLP zunächst die Proteste. Jedoch drohte die TLP für den Fall des Bruchs des Abkommens mit einer "Revolution".

Übergriffe und Morde

Blasphemie gilt im mehrheitlich islamischen Pakistan als Kapitalverbrechen. In der Praxis werden unter Blasphemie verächtliche Äußerungen und Taten gegen den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed verstanden. Asia Bibi war 2009 als erste katholische Frau wegen Blasphemie angeklagt und 2010 zum Tode verurteilt worden. 2014 bestätigte ein Gericht in Lahore das Todesurteil. Im Juli 2015 ordnete ein Gericht die vorläufige Aussetzung der Vollstreckung der Todesstrafe an. Das erneute Berufungsverfahren war in den vergangenen Jahren immer wieder verzögert worden. Laut pakistanischen Medien hatten islamistische Hardliner die Richter bedroht.

Der Islam ist Staatsreligion von Pakistan. Religiöse Minderheiten, darunter auch islamische Minderheitsströmungen wie Schiiten und Ahmadis, werden stark unterdrückt. Übergriffe gegen religiöse Minderheiten wie Christen sind häufig.

Menschenrechtler fordern immer wieder die Reform des Blasphemie-Gesetzes, weil dieses aus ihrer Sicht für Racheakte und Behördenwillkür missbraucht wird. Doch alle Versuche, das Gesetz zu ändern, scheiterten am Widerstand religiöser Hardliner. Zwei wichtige Politiker wurden 2011 ermordet, weil sie eine Lockerung forderten: Anfang Januar 2011 wurde der liberale Gouverneur Salman Taseer getötet und Anfang März 2011 der Minister für religiöse Minderheiten, der Christ Shahbaz Bhatti.

 


Pakistanische Christinnen beten für Asia Bibi / © Irum Asim (dpa)
Pakistanische Christinnen beten für Asia Bibi / © Irum Asim ( dpa )
Quelle:
epd , KNA