Kommission: Kirche muss unabhängige Aufarbeitung zulassen

"Endlich Verantwortung übernehmen"

In der Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche hat sich nun auch die unabhängige Aufarbeitungskommission der Bundesregierung gemeldet. Die angekündigten Maßnahmen der deutschen Bischöfe hätten sie enttäuscht.

Deutsche Bischöfe / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Deutsche Bischöfe / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

Rund eine Woche nach der Vorstellung der Studie über Kindesmissbrauch hat die unabhängige Aufarbeitungskommission an die katholische Kirche appelliert, "endlich Verantwortung zu übernehmen und eine umfassende und unabhängige Aufarbeitung zu beginnen". Vor allem den von sexueller Gewalt betroffenen Menschen werde erneut viel Geduld abverlangt.

Die Kommission nahm Anfang 2016 ihre Arbeit auf. Sie soll Ausmaß und Folgen von Kindesmissbrauch in Deutschland untersuchen und ist beim Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung angesiedelt.

Sieben-Punkte-Plan der Bischofskonferenz

Die Studie hatten die Bischöfe auf ihrer Vollversammlung in Fulda vorgestellt. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte das von den Bischöfen beauftragte Forscherteam Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Die Experten gehen zudem von weiteren Fällen aus, die nicht in den Akten erfasst sind.

Mit einem 7-Punkte-Plan wollen die Bischöfe die Aufarbeitung voranbringen. Dieser sieht unter anderem die Einbeziehung von Betroffenen und externen Fachleuten bei der Aufarbeitung vor. Zudem sollen die kirchlichen Personalakten standardisiert werden. Die bislang erfolgten Anerkennungsleistungen an Missbrauchsopfer müssten überprüft werden.

Vorwurf der Halbherzigkeit

Die Aufarbeitungskommission betonte weiter, die vage Erklärung der Bischöfe werde dem in der Studie aufgedeckten Ausmaß sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen und den Dimensionen des Vertuschens innerhalb der katholischen Kirche nicht gerecht. Sie wirke halbherzig und zeuge nicht von einer eindeutigen Verantwortungsübernahme.


Quelle:
KNA