Evangelischer Kirchentag erlaubt keine AfD-Auftritte

"Möchte nicht Herrn Gauland zuhören"

Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat einen Auftritts-Boykott von AfD-Politikern für das Christen-Treffen 2019 beschlossen. "Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören", so der Präsident.

Auf dem Kirchentag nicht als Politiker erwünscht: Alexander Gauland / © Julian Stratenschulte (dpa)
Auf dem Kirchentag nicht als Politiker erwünscht: Alexander Gauland / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Mit diesen Worten verteidigte Kirchentagspräsident Hans Leyendecker die Entscheidung aus der Präsidium-Sitzung vom vergangenen Freitag. "Wir laden Wähler und Sympathisanten der AfD ausdrücklich ein - nicht aber Repräsentanten der AfD", sagte er im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag).

"Radikalisierung der Partei schreitet voran"

Noch beim Kirchentag 2017 in Berlin hatte das Kirchentagspräsidium AfD-Politiker als Teilnehmer auf Podien und Diskussionsveranstaltungen zugelassen. "Die AfD entwickelt sich rasend weiter nach rechts, die Radikalisierung der Partei schreitet voran", begründete Leyendecker jetzt den Kurswechsel.

Die Sorge, die Partei werde durch den Boykott in eine Märtyrer-Rolle gedrängt, lässt der Kirchentags-Präsident nicht gelten: "Ich warne davor, auf das Opfer-Märchen der AfD hereinzufallen. Diese Partei wird sich immer als Opfer darstellen." Gleichzeitig räumte Leyendecker ein, auch Kirchentagsbesucher könnten Sympathien für die AfD empfinden: "Die populistische Versuchung kann durchaus auch in unseren Reihen Wirkung entfalten."

Der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, sprach indes von "Ausgrenzung" und einem "Armutszeugnis". Kirchliche Funktionäre hätten den überparteilichen Auftrag, für einen gleichberechtigten Dialog zu sorgen, sagte Münz. Wenn sie diesen Auftrag nicht mehr wahrnähmen, spalteten sie die Gesellschaft und machten sich selbst und ihre Botschaft unglaubwürdig, meinte er.

Beim Katholikentag in Leipzig 2016 hatte das Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK) als Veranstalter explizit keine AfD-Vertreter eingeladen. Beim Katholikentag 2018 in Münster hat lediglich der kirchenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Volker Münz, an einem Podium teilgenommen. Das ZdK begründete dies mit "demokratischer Notwendigkeit", weil alle kirchenpolitischen Sprecher der im Bundestag vertretenden Parteien eine Einladung erhielten.

Grundsätzlich würden konkrete Personen zu den Podien eingeladen, nicht Parteienvertreter, hieß es.

Zum Gottesdienst dürfe Gauland kommen

Für den Evangelischen Kirchentag ist die Zugehörigkeit der AfD zum Bundestag kein Grund für eine Einladung. "Dass die AfD im Parlament sitzt, ändert doch nichts daran, dass sie auf dem Weg zu einem Frontalangriff auf die liberale Demokratie ist", argumentierte Leyendecker. Der AfD-Boykott gelte allerdings nicht für Gottesdienste. So stehe etwa der Eröffnungsgottesdienst auch AfD-Fraktions-Chef Alexander Gauland offen: "Wenn er kommen will, wird er einen Platz bekommen."

Leyendecker ist Präsident des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 19. bis 23. Juni 2019 in Dortmund stattfinden wird. Der ehemalige Katholik und Journalist ("Spiegel", "Süddeutsche Zeitung") ist SPD-Mitglied. (KNA)

 

Hans Leyendecker / © Friedrich Stark (epd)
Hans Leyendecker / © Friedrich Stark ( epd )
Quelle:
KNA